Mittwoch, 9. Juli 2025

Kressmann Taylor: Adressat unbekannt

Max Eisenstein und Martin Schulse sind Geschäftspartner, Freunde, und führen in San Francisco eine Kunstgalerie, die sehr gut läuft. 1932 siedelt Martin nach München über und wird mit der Zeit mehr und mehr bekennender Nationalsozialist. Diese Entwicklung kann man sehr gut aus seinen Briefen herauslesen. Als eines Tages Max' Schwester Griselle vor Martins Tür steht und Hilfe benötigt, da sie von SA-Männern verfolgt wird, verwehrt er sie ihr. Das ist Griselles Todesurteil.

Max beginnt nun, sich für den Tod seiner Schwester zu rächen. 

Das Buch erschien 1938 unter dem Pseudonym Kressmann Taylor, da ihr Verleger meinte, ein politischer Text einer Frau würde nicht ernst genommen.




Buchinfo

Der Deutsche Martin Schulse und der amerikanische Jude Max Eisenstein betreiben in den USA eine gut gehende Kunstgalerie. 1932 entscheidet sich Schulse, mit seiner Familie nach Deutschland zurückzukehren. Eisenstein betreibt die gemeinsame Galerie in San Francisco weiter. Die beiden Männer bleiben in Kontakt und tauschen sich in ihren Briefen über Berufliches und Privates aus. Zunächst scheint die Freundschaft nicht unter der räumlichen Trennung zu leiden. Doch Schulse, der die politischen Entwicklungen in Deutschland anfangs noch kritisch betrachtete, entwickelt sich nach und nach zum bekennenden Nationalsozialisten.

"Adressat unbekannt", 1938 erstmals veröffentlicht, ist ein Buch von beklemmender Aktualität. Gestaltet als Briefwechsel zwischen einem Deutschen und einem amerikanischen Juden in den Monaten um Hitlers Machtübernahme, schildert dieses Meisterwerk die dramatische Entwicklung einer Freundschaft und die Geschichte einer bitterbösen Rache. "Ich habe nie auf weniger Seiten ein größeres Drama gelesen. Diese Geschichte ist meisterhaft, sie ist mit unübertrefflicher Spannung gebaut, in irritierender Kürze, kein Wort zuviel, keines fehlt ... Nie wurde das zersetzende Gift des Nationalsozialismus eindringlicher beschrieben", resümiert Elke Heidenreich in ihrem Nachwort.


Buchbeginn

12. November 1932

Herrn Martin Schulse

Schloß Rantzenburg

München, Deutschland


Lieber Martin,

nun bist Du also wieder in Deutschland. Wie sehr ich Dich beneide! Obwohl ich dieses Land seit meinen Studienzeiten nicht mehr gesehen habe, wirkt der Zauber von ,Unter den Linden' noch immer auf mich - die geistige Freiheit, die Diskussionen, die Musik und die freundschaftliche Wärme. Inzwischen ist ja auch Schluß mit dem Junkergehabe, mit der preußischen Arroganz und dem Militarismus. Du findest ein demokratisches Deutschland vor, ein Land mit einer tief verwurzelten Kultur, in dem der Geist einer wunderbaren politischen Freiheit aufzublühen beginnt. Wie gut es sein muß, dort zu leben.

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