Dienstag, 24. Juni 2025

Adele Jellinek

Geschrieben von Sabine Neuhauß

Adele Jellinek wurde am 2. März 1890 in Wien-Ottakring geboren. Ihre Eltern waren der Lackierer Samuel Jellinek und seiner Frau Anna, geb. Spitz. Sie hatte vier jüngere Geschwister. Als Kind erkrankte sie an einer rheumatischen Entzündung der Gelenke. Nach einer missglückten Operation, bei der vermutlich Sehnen durchtrennt wurden, war sie seit 1916 auf einen Rollstuhl angewiesen.  

Ab 1919 publizierte sie in Zeitungen und Zeitschriften vor allem Erzählungen, Feuilletons und Skizzen. Ihre erste Veröffentlichung „Die sittlichen Werte des Sozialismus“ erschien 1919 in der pazifistischen Wochenschrift „Neue Erde; es handelte sich um eine Replik auf den Essay „Zur Beurteilung des Bolschewismus“ von Wilhelm Förster. Im Sommer 1921 erschienen zwei Gedichte in der Tageszeitung „Der Abend“. In der Zeit zwischen 1925 und 1934 veröffentlichte sie ihre Werke vor allem in der sozialdemokratischen „Arbeiter-Zeitung“, aber auch im ebenfalls sozialdemokratischen „Kleinen Blatt“, in der unabhängigen Wochenschrift für Frauen „Die Unzufriedene“, in der sozialdemokratischen saarländischen Zeitung „Deutsche Freiheit“, in den Zeitungen „Neues Wiener Abendblatt“ sowie „Neues Wiener Tagblatt“ und der Zeitschrift „Die Frau“ vom Bund Deutscher Frauenvereine.

 Ihr anrührendes Gedicht „Brot und Rosen“, erschien am 13. Februar 1927 in der „Arbeiter-Zeitung“. Dieses Gedicht schrieb sie unter dem Eindruck eines Streiks von Textilarbeiterinnen, bei dem Arbeiterinnen eine Standarte mit der Aufschrift „Wir wollen Brot – aber auch Rosen“ getragen hatten. Es wurde von der Frauenbewegung der 1970er Jahre neu entdeckt. 

Im Jahr 1928 erhielt sie zwei von den „Kinderfreunden“ gestiftete Preise für dramatische Jugenddichtungen. 

Der einzige Roman von Adele Jellinek „Das Tor“ erschien in Arbeiter-Zeitung in Fortsetzungen in der Zeit vom 17. Februar 1929 bis zum 26. April 1929. 

Ab 1933 war sie Mitglied der im selben Jahr gegründeten „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller”. Mit dem Ende der Demokratie und Beginn der Diktatur in Österreich im Jahr 1934 (Austrofaschismus) wurden kaum noch Beiträge von Adele Jellinek veröffentlicht. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland im März 1938 musste sie ihre Wohnung in Ottakring, Thaliastraße 93, verlassen. Sie fand Unterkunft im 2. Wiener Gemeindebezirk, der Leopoldstadt, Große Mohrengasse 20, danach in einem Altersheim der Israelitischen Kultusgemeinde Wien im Alsergrund. Am 25. Mai 1943 wurde sie gemeinsam mit 206 weiteren Opfern, von denen letztlich nur 41 überlebten, mit einem Güterzug ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort starb sie am 3. September 1943. 

Ihre Schwester Rosa (geb. am 2. Juni 1892) wurde am 2. Juni 1942 nach Minsk deportiert und dort ermordet. Ihr Bruder Josef Jellinek (geb. am 26.Novemberf 1894) war Redakteur des „Kleinen Blattes” sowie des „Arbeiter-Sonntag” und darüber hinaus Mitarbeiter des „Vorwärts-Verlag” in den Jahren des Austrofaschismus. Er wurde bereits 1938 ins KZ Dachau deportiert und verstarb am 5. Oktober 1942 im KZ Sachsenhausen. Die Schwester Laura war durch ihre Ehe mit dem „Nichtjuden" Josef Kolb vor der Deportation geschützt und konnte in Wien überleben. 

Briefe von Adele und Josef Jellinek sind erhalten und können hier gelesen werden. Darunter auch der letzte Brief Adeles an ihre Schwester Laura vom 23. Mai 1943. 

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