Sie folgte ihrem künstlerischen Talent und ihrer Leidenschaft für das Theater und absolvierte eine Schauspielausbildung. Daran anschließend spielte sie kleinere Rollen an verschiedenen Berliner Bühnen, u. a. am Theater am Schiffbauerdamm und in Inszenierungen Erwin Piscators. 1931 heiratete sie Gustav von Wangenheim und wurde Mitglied der von ihm geleiteten Theatergruppe „Truppe 1931“, die aus der kommunistischen Zelle in der Künstlerkolonie Berlin, einer sozialen Wohnsiedlung für Künstler in Berlin Wilmersdorf, entstand. Im selben Jahr trat sie in die KPD ein.
Die „Truppe 1931“ tourte mit großem Erfolg durch Deutschland und die Schweiz. Am 4. Februar 1933 war ihre letzte Premiere in Berlin. Nach der Großrazzia in der Künstlerkolonie Berlin am 15. März 1933 löste sich die Gruppe auf und Inge und Gustav von Wangenheim emigrierten über Belgien und Frankreich in die Sowjetunion. Sie lebten zunächst in Moskau. Dort war Inge als Schauspielerin und Journalistin tätig. So war sie Mitglied der deutschsprachigen Theatergruppe „Deutsches Theater Kolonne Links“ und spielte neben Bruno Schmidtsdorf die Hauptrolle des 1935/36 in Moskau gedrehten antifaschistischen Films „Kämpfer“ unter der Regie ihres Mannes. Der Film handelt vom Widerstand der Arbeiter gegen den Faschismus, angeregt durch die Verhaftung des Kommunistenführers Georgi Dimitroff. Auch Ernst Busch wirkte in dem Film mit und nahm dafür das „Moorsoldatenlied“ auf.
Der Film wurde kurz nach der Fertigstellung von Stalin verboten, etliche Mitwirkende wurden verhaftet und erschossen. Die Zeit in der Sowjetunion war für die Wangenheims eben nicht nur von künstlerischem Schaffen geprägt, sondern auch von den politischen Säuberungen Stalins. Gustav von Wangenheim soll 1936 Carola Neher und ihren Mann Anatol Becker als Trotzkisten denunziert haben. Beide wurden am 25. Juli des Jahres verhaftet. Anatol Becker wurde 1937 als „Trotzkist“ hingerichtet, Carola Neher zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt. Nach fünf Jahren Haft starb sie im Lager Sol-Ilezk bei Orenburg an Typhus.
Inge von Wangenheim bekam zwei Kinder in dieser Zeit, ein Sohn verstarb sehr früh, der weitere Sohn Friedel von Wangenheim wurde 1939 geboren. Er trat später als Chanson- und Bühnenautor, Schauspieler und Dramaturg in Erscheinung.
Nachdem Gustav von Wangenheim von den Nationalsozialisten in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden war, nahm er 1940 schließlich die sowjetische Staatsbürgerschaft an. Bei Kriegsausbruch begann er für die 7. Politische Abteilung der Roten Armee zu arbeiten. Im Jahr 1941 wurde die Familie nach Kasan und später ins usbekische Taschkent evakuiert. Ab 1943 hielten sie sich wieder in Moskau auf, wo Inge als Redakteurin für das Nationalkomitee Freies Deutschland arbeitete.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte Inge von Wangenheim im November 1945 gemeinsam mit ihrem Mann nach Berlin zurück. Sie arbeitete hier als Schauspielerin, Journalistin und Regisseurin sowie 1947 kurze Zeit als Herausgeberin der Verbandszeitschrift „Die Volksbühne“. 1946 war sie Mitbegründerin der „Gewerkschaft Kunst“ und 1947 des „Bundes Deutscher Volksbühnen“. Im Jahr 1946 trat sie in die SED ein. Außerdem wurde sie Mutter der Zwillinge Eleonora und Elisabeth.
Inge von Wangenheim engagierte sich im Kulturbereich der SED, sie arbeitete unter anderem am Deutschen Theater in Ost-Berlin und für die DEFA, zum Beispiel im Film „Und wieder 48“ über die Revolution 1848. Seit Ende der 1940er Jahre war sie aber vorwiegend schriftstellerisch tätig.
In den 1950er- und 1960er-Jahren schrieb sie zahlreiche autobiografisch gefärbte Romane und Theaterstücke, in denen sie ihre Erfahrungen aus dem Exil und dem antifaschistischen Kampf verarbeitete. Im autobiografischen Buch "Mein Haus Vaterland" (Berlin 1950) beschreibt sie ihre frühen Lebensjahre bis 1933; die Exiljahre mit einer Darstellung der Moskauer Schauprozesse sind Gegenstand des Buchs "Auf weitem Feld" (Berlin 1954); "Am Morgen ist der Tag ein Kind" (Berlin 1957) thematisiert die Ereignisse des 17. Juni 1953.
Anfang der 1960er Jahre wurde die Ehe der von Wangenheims geschieden. Den Kontakt zur Familie stellte Inge weitgehend ein, sie zog nach Rudolstadt und 1974 nach Weimar und lebte in einer Beziehung mit der Sekretärin ihres geschiedenen Ehemannes.
Seit 1970 war Inge von Wangenheim im Vorstand des Schriftstellerverbandes. Sie durfte ins Ausland reisen, seit 1966 mehrfach in die Bundesrepublik, außerdem war sie u. a. in Indien und Paris.
In Thüringen wandte sie sich schriftstellerisch verstärkt regionalen Themen zu, die sie humoristisch verarbeitete, so in dem Geschichtenband „Die hypnotisierte Kellnerin“ (1968). Daneben behandelte sie Stoffe mit Blick auf die deutsche Zweistaatlichkeit, etwa in „Die Probe“ (1973) und in „Spaal“ (1979). Wohl am erfolgreichsten wurde ihr Werk „Die Entgleisung“ (1980), eine turbulente Gesellschaftssatire: Auf der Interzonenstrecke entgleist beim verschlafenen thüringischen Dorf Groß-Naschhausen, unbemerkt vom Zugpersonal, ein Güterwaggon. Der Inhalt ist heiß. Ein Valutadruckauftrag für Schweden. "Pornographische" Magazine paketeweise. Die Hefte müssen zurück, die Menschen davor geschützt werden. Das „Neue Deutschland“ wies 2012 darauf hin, dass man sich heute vielleicht frage, wie eine solche Satire in der DDR überhaupt erscheinen konnte. Aber sie sei erschienen. Das DDR-Verlagswesen sei in vielem durchlässiger gewesen, als man es sich heute vorstellen möge oder könne.
1982 verließ eine der Töchter der Wangenheims die DDR und ging in die Bundesrepublik. Die durch die Wende 1989/1990 erlangte Freizügigkeit begrüßte Inge; den ihr 1987 verliehenen Karl-Marx-Orden gab sie zurück und stellte die mit ihm verbundene Geldprämie in Höhe von 20.000 Mark der Weimarer „Volkssolidarität“ zur Verfügung.
Sie starb am 6. April 1993 in Weimar.
Sie erhielt diverse Auszeichnungen:
1945; sowjetische Medaille „Für hervorragende Verdienste während des Großen
Vaterländischen Krieges“
1958: Medaille „Kämpfer gegen den Faschismus 1933–1945
1959: Clara-Zetkin-Medaille
1959: VVO in Bronze, Silber (1972) u. Gold (1982)
1963: Ehrennadel des DFD in Gold
1966: Kunstpreis des FDGB
1968: Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR
1972: Vaterländischen Verdienstorden in Silber
1977: Nationalpreis 2. Klasse
1982: Vaterländischen Verdienstorden in Gold
1987: Karl-Marx-Orden
1989: Ehrendoktortitel der Universität Jena
Zu Ehren der Schriftstellerin Inge von Wangenheim wurde am 9. Dezember 2010 in Rudolstadt ein Literaturinstitut mit ihrem Namen gegründet. Es soll regelmäßig einen Preis für besondere literarische Verdienste um Humanismus und Frieden sowie für das Lebenswerk von Autoren vergeben, von den Nazis verbotene Werke sammeln und wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen sowie Nachwuchsautoren ausbilden und deren Texte veröffentlichen.
Ihre Enkelin hat über die ihr im Grunde wenig bekannte Großmutter eine Lebensgeschichte verfasst, in der viele im Nachlass aufgefundene Fotos aus der Zeit in der Sowjetunion einen Platz gefunden haben: Laura von Wangenheim: In den Fängen der Geschichte – Inge von Wangenheim. Fotografien aus dem sowjetischen Exil 1933 – 1945. Rotbuch, Berlin
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Inge_von_Wangenheim
https://www.deutsche-biographie.de/sfz138956.html#ndbcontent
https://www.thueringer-literaturrat.de/autorenlexikon/wangenheim-inge-von/
https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/recherche/kataloge-datenbanken/biographische-datenbanken/ingeborg-von-wangenheim
https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_von_Wangenheim
https://www.welt.de/print/die_welt/literatur/article124871923/Sie-lebte-im-gelobten-Land.html
https://www.nd-aktuell.de/artikel/231287.skandal-in-gross-naschhausen.html
https://aviva-berlin.de/aviva/content_Literatur.php?id=1418698
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