Sonntag, 22. Juni 2025

Emmi Lewald

Geschrieben von Sabine Neuhauß


Emilie Auguste Marie Lewald wurde am 5. Dezember 1866 in Oldenburg geboren. Sie war die Tochter von Günther Jansen, einem oldenburgischen Regierungsassessor, der später Staatsminister wurde, und seiner Frau Marie Frommelt. Ihre Kindheit verbrachte sie in einem gebildeten, bürgerlichen Umfeld, das ihre literarische Begabung früh förderte und ihr diesbezüglich eine freie Entwicklung ermöglichte. 

Ihr erstes Werk veröffentlichte sie 1888 unter dem Pseudonym Emil Roland mit dem Titel „Unsere lieben Lieutenants. Zeitgemäße Charakterstudie aus deutschen Salons“. Damit erregte sie erhebliches Aufsehen und sorgte für einen gesellschaftlichen Skandal. Die Oldenburger Gesellschaft ging davon aus, bei den Hauptfiguren des Werkes handele es sich – literarisch verfremdet – um die Offiziere der örtlichen Garnison. Das Buch war beim lesenden Publikum durchaus ein Erfolg, die Oldenburger Offiziere waren allerdings sehr aufgebracht. Durch eine Indiskretion einer Freundin wurde die Verfasserin bekannt.  

Emmi Lewald entzog sich dem Skandal und verließ Oldenburg. Sie reiste in der Folgezeit viel und verfasste Reiseberichte, aber auch Novellen, Romane und Lyrik. Sie erarbeitete sich damit schriftstellerische Erfolge, insbesondere ihr erster Roman „Sein Ich“ (1896) wurde  von der Literaturkritik gelobt.  

Sie heiratete 1896 den Juristen Felix Lewald, der im Finanzministerium als „Geheimer Finanzrat“, ab 1900 als „Wirklich Geheimer Oberfinanzrat“ und „Vortragender Rat“ tätig war. Er publizierte zu staatsrechtlichen Themen. 

 Im Zuge der Eheschließung zog Emmi Lewald nach Berlin. Dort engagiert sie sich in der bürgerlichen Frauenbewegung, wird Mitglied des Vorstands des Deutschen Frauenklubs und des Vorstands des Lyzeumsklubs sowie Vorsitzende des Vereins der Berliner Künstlerinnen und Kunstfreundinnen. Sie arbeitet als freie Mitarbeiterin an der von der Frauenrechtlerin Helene Lange herausgegebenen Zeitschrift „Die Frau“ mit. Auch mit Bertha von Suttner stand sie in Kontakt. In den Berliner Salons fand sie mit ihren Werken zunehmend Beachtung und Anerkennung.  

Ihr Mann starb 1914. Ihre schriftstellerische Tätigkeit setzte Emmi Lewald bis Mitte der 1930er Jahre fort. Während der NS-Zeit war sie nicht mehr im öffentlichen Leben aktiv; sie lebte in Apolda in einem Pflegeheim. Am 29.9.1946 ist sie dort verstorben. Ihr Grab sowie dasjenige ihres Ehemannes befinden sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.

 

Werke: 

Unsere lieben Lieutenants. Zeitgemäße Charakterstudien aus deutschen Salons. Leipzig 1888  - salonkritische Skizzen, die Offiziere karikierten 

Der Cantor von Orlamünde. Dichtungen. Oldenburg 1890
- Mischung aus Lyrik und kurzen Erzählungen -

Ernstes und Heiteres. Novellen und Skizzen. Jena 1891 

Auf diskretem Wege. Bade-Novelle. Norden/Norderney 1892 

Die Geschichte eines Lächelns, und andere Novellen. Berlin 1894 

Fräulein Kunigunde. Novelle. Berlin 1894 

Gedichte. Oldenburg 1894 

Sein Ich. Roman. Berlin 1896 - psychologischer Roman, der das innere Erleben der Protagonistin in den Vordergrund stellt.  

Italienische Landschaftsbilder. Skizze. Oldenburg 1897 

Kinder der Zeit. Novellen. Berlin 1897  

In blauer Ferne. Neue Novellen. Berlin 1898 

Die Geschichte einer Beziehung. In: Über Land und Meer. Band 82 1899 

Die Erzieherin. Roman. Stuttgart 1899 - gesellschaftliche Erwartungshaltung versus individuelle Selbstverwirklichung mit dem Fokus auf die 

Rolle der Frau - Gefühlsklippen. Novellen. Berlin 1900 

Das Glück der Hammerfelds. Roman. Berlin-Eisenach-Leipzig 1900 - gesellschaftliche Erwartungshaltung versus individuelle Selbstverwirklichung mit dem Fokus auf  die Rolle der Frau  – 

Der Mut zum Glück. Novellen. Berlin 1901 

Gedichte. Neue Folge. Oldenburg-Leipzig 1901 

Das Schicksalsbuch, und andere Novellen. Berlin 1904  

Sylvia. Roman, Stuttgart 1905 - gesellschaftliche Erwartungshaltung versus individuelle Selbstverwirklichung mit dem Fokus auf die Rolle der Frau - 

Die Heiratsfrage, und andere Novellen. Stuttgart 1906 - gesellschaftliche Erwartungshaltung versus individuelle Selbstverwirklichung mit dem Fokus auf die Rolle der Frau - 

Der Lebensretter. Roman in Briefen. Stuttgart 1907  

Das Hausbrod des Lebens. Roman. Berlin 1908 

Der Magnetberg. Roman. Berlin 1911 - soziale Konflikte – 

Stille Wasser. Novellen. Stuttgart 1912 - soziale Konflikte -  

Die Wehrlosen. Roman. Berlin 1912 - soziale Konflikte – 

Die Rose vor der Tür. Roman. Berlin 1912 

Der wunde Punkt. Novellen. Berlin 1914 

Exzelsior! Roman. Berlin 1914 

Unter den Blutbuchen. Roman. Berlin 1915 - familiäre und gesellschaftliche Verstrickungen –  

In jenen Jahren. Memoiren. Berlin 1919 - autobiographische Memoiren, Lebensweg und Erfahrungen bis zur Zeit des Ersten Weltkrieges 

Die Frau von gestern. Roman. Berlin 1920 - weibliche Identität, Generationskonflikte, Modernisierung – 
Das Fräulein von Güldenfeld. Roman. Berlin 1922 - weibliche Identität, Generationskonflikte, Modernisierung – 

Lethe. Roman. Dresden 1924 - weibliche Identität, Generationskonflikte, Modernisierung – 

Das Fräulein aus der Stadt. Roman. Berlin 1929 - weibliche Identität, Generationskonflikte, Modernisierung – 

Heinrich von Gristede. Roman. Detmold 1934 - satirischer Blick auf die Alltags- und Bürokultur der 1930er Jahre - 

Büro Wahn. Roman. Detmold 1935 - satirischer Blick auf die Alltags- und Bürokultur der 1930er Jahre - 

Sekundärliteratur: 

Ruth Steinberg-Groenhof: Die Schriftstellerin Emmi Lewald (1866–1946). Weibliche Autorschaft,
Zeitgeist und Literaturmarkt, Köln u. a. (Böhlau) 2015 

Ausstellung der Landesbibliothek Oldenburg: Ich hatte Schriftstellerehrgeiz, 2013, Isensee Verlag 

Die Liebesgedichte von Emmi Lewald findet man unter  

Der Roman „Sylvia“ und „Das Schicksalsbuch und andere Novellen“ wurden 2021 bzw. 2023 neu 

herausgegeben von Henricus - Edition Deutsche Klassik GmbH, Berlin 


Fazit 

Emmi Lewald war eine bedeutende Stimme der bürgerlichen Frauenbewegung und eine engagierte Autorin. Ihr Werk ist eine wichtige Quelle zur Kultur- und Frauengeschichte der Kaiserzeit und der Weimarer Republik. Sie thematisierte die gesellschaftliche Erwartungshaltung Frauen gegenüber im Gegensatz zu deren individueller Selbstverwirklichung. Sie setzte sich dabei mit den Normen der bürgerlichen Gesellschaft, der Frage der Emanzipation, aber auch mit der Alltagsrealität auseinander. Die inneren Konflikte der handelnden Personen stehen oft im Mittelpunkt. 


Quellen: 

https://de.wikipedia.org/wiki/Emmi_Lewald 

https://de.wikisource.org/wiki/Emmi_Lewald 

https://www.oldenburger-onlinezeitung.de/oldenburg/emmi-lewald-zwischen-buergerlichkeit-und

emanzipation-1319.html 

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