Dienstag, 8. Juli 2025

Ruth Kraft: Insel ohne Leuchtfeuer / Menschen im Gegenwind

Insel ohne Leuchtfeuer

Buchinfo

Authentische Vorkommnisse in der außergewöhnlichen Atmosphäre der Heeresversuchsstelle Peenemünde (Großrakete V 2) bilden den historischen Hintergrund für einen Roman, der dichterische Erfindung und reiches Tatsachenmaterial zu einem eindrucksvollen Bild vereint. Im Mittelpunkt des Romangeschehens steht die bürgerliche Halbjüdin Eva Leonhard.

Leseprobe

Hover erhob sich und ging einem Mädchen entgegen, das an der Drehtür etwas ratlos stehengeblieben war. Eine Runkelrübe, dachte er und begrüßte sie in vollendeter Kavaliersmanier. - Schwendtmayr musterte aus der Entfernung zuerst den Hut der Maiden-Oberführerin, der wegen eines blonden Nackenknotens viel zu hoch auf dem Kopfe thronte. Die unvermeidliche braune Ledertasche der Arbeitsmaiden hing ihr über die Schulter. Sie folgte Hover mit einem Schritt, den alle jene Mädchen angenommen hatten, die es seit acht oder mehr Jahren für zünftig und ehrenvoll hielten, Bundschuhe zu tragen. Seufzend dachte Schwendtmayr: Ich werde sie heute abend in die Oper einladen müssen. - Ihr Gesicht unter der gewaltsam herabgeknifften Hutkrempe war jung, aber zu gewollt energisch, um reizvoll zu sein. Die Bräune der Haut, die um diese Jahreszeit nur vom Hochgebirge, von der See oder von einem südlichen Frontabschnitt stammen konnte, fiel auf. Soldaten und Offiziere blickten sich nach ihr um. - In meinem braunen Ledermantel sehe ich auch noch ganz passabel aus, dachte Schwendtmayr, während er sich erhob und seinen Namen nannte.


Menschen im Gegenwind

Buchinfo

Und sie vergaß es nie! – mit diesem Versprechen ließ Ruth Kraft in ihrem Erfolgsroman „Insel ohne Leuchtfeuer“ das Mädchen Eva die Hölle von Dresden überleben. Zwölf Jahre danach begegnen wir Eva Leonhard erneut: als Journalistin in einer süddeutschen Stadt, als Stiefkind des Wirtschaftswundersegens, voller getäuschter Hoffnungen.
Ihre Liebe zu dem Atomphysiker Hans Tiefenbach, der, aus den USA zurückgekehrt, von Konzerndirektoren umworben wird, erschwert und fördert zugleich die Entscheidung: Mut zur Wahrheit oder Preisgabe der als richtig erkannten Werte? Sie wählt die Wahrheit und steht damit im Gegenwind – wie das Arztehepaar Kamprad, die Lehrerin Maria Velgert, der Journalist Rubyschewski, die Arbeiter Winduck und Briesang.
Auch Tiefenbach muß sich entscheiden. Das Schicksal Professor Obergs führt ihm vor Augen, daß es keine „Inseln“ des Ausweichens, keine „schöne Physik“ an sich gibt.
Aus der Vielzahl menschlicher Konflikte, politischer und naturwisschenschaftlicher Fakten erwächst ein Gesellschaftsroman, mit dem Ruth Kraft wiederum ihr episches Talent unter Beweis stellt.


Leseprobe

Eva sah nachdenklich auf Alice, die ihre Zigarette im Ascher verqualmen ließ und in der Handtasche nach Papieren kramte. Auch Alice hatte durch Schwäche verletzt. Das volle Bekenntnis zu Leonhard opferte sie finanziellen Erwägungen. Wem jedoch stand es zu, darüber zu rechten? Alice begann aus einem Adressenbüchlein Namen von New-Yorker Firmen vorzulesen. Rechtsbeistände und Steuerbüros, die über die Vermögenslage des Verstorbenen Auskunft geben konnten. Sie wollte sich nicht nachsagen lassen, daß sie Eva das geringste ihrer Rechte streitig machte.
"Laß doch das. Bitte!" unterbrach Eva sie. "Ich gebe dir Vollmacht. Du kannst das Labor verpachten oder verkaufen. Wie du willst. Betrachte es als sein Vermächtnis."

 

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