Freitag, 4. Juli 2025

Angela Carter - die Bücher

Helden und Schurken (1969)

Buchinfo

Eine postapokalyptische Fantasie. Carter vertauscht geschickt das Mittelalter der Vergangenheit mit dem der Zukunft. Nach dem Atomkrieg gibt es nur noch drei Arten von Menschen: „Die Professoren“, „Die Barbaren“ und die „Out People“. Letztere haben durch die „Bombe“ geschädigte Gene, deformierte Gliedmaßen und durch das Elend deformierte Gehirne.


Wie's uns gefällt (1991)

Buchinfo

"Was sollen wir bloß anziehen?" Dora und Nora stehen vor dem Kleiderschrank, um sich richtig aufzutakeln, denn ihr Vater wird hundert und hat sie, seine illegitimen Töchter, zum erstenmal eingeladen. Dora und Nora selbst blicken auf eine siebzigjährige Karriere als Glamour-Girls zurück und legen auch heutzutage noch eine flotte Sohle aufs Parkett, wenn der Wirt in der versifften Stammkneipe eine Runde ausgibt.

Marianne Mewis - die Bücher

Das Buch (1923)

Buchbeginn

Die Mädchen sangen zum Tanze. Denn die Dorfmusikanten waren von den neumodischen Operettenmelodien zu den älteren Volksweisen, deren Text jeder kannte, übergegangen. Die weißen, rosa, himmelblauen Gestalten wirbelten immer toller auf dem festen Scheunenestrich durcheinander: Ein Taschentuch über dem blumenbewundenen, kerzenbesteckten Tonnenreifen, der als Kronleuchter vom Mittelbalken baumelte, zeigte "Damenwahl" an.

Donnerstag, 3. Juli 2025

Inge von Wangenheim - die Bücher

Mein Haus Vaterland (1950)

Buchinfo

Mein Haus Vaterland ist eine lebendige Chronik der Weimarer Republik. Was ein junges Mädchen vom Jahrgang 1921 in dem Berlin der zwanziger Jahre erlebt und erfahren hat, das steht stellvertretend für das Leben jeder Generation, deren Kindheit vom ersten Weltkrieg überschattet war und für die der Weg zur Arbeiterklasse und zur Arbeiterbewegung durch die politische Enttäuschung der Weimarer Republik führte. So hat dieses Buch für uns Heutige einen fast dokumentarischen Charakter.


Professor Hudebraach (1961)

Buchinfo

Inge von Wangenheim hat in allen ihren Romanen die großen, menschenverändernden Probleme unserer Zeit zum Gegenstand ihrer literarischen Anliegen gemacht. Diese Bücher wurden viel diskutiert und erregten das Interesse breitester Leseschichten. In diesem Roman gestaltet sie die Liebe zwischen der Dozentin für Politökonomie Toni Berger und dem Kernphysiker Hudebraach, der nach zehnjähriger Tätigkeit in der Sowjetunion in die DDR zurückkehrt.
Beide Menschen stehen im Herbst ihres Lebens, begegnen einander wider Willen im Thüringer Wald und erkennen in schönen Oktobertagen von völlig verschiedenen sozialen und ideologischen Aspekten her die wahre Größe ihrer gemeinsamen moralischen und gesellschaftlichen Verantwortung vor ihrem Vaterland. Ihre reife und ernste Liebe lehrt sie tiefer und nachdrücklicher, als die Theorie es vermag, zueinander zu finden und den unlöslichen Zusammenhang ihres Wirkens in der Gesellschaft zu erkennen.


Das Zimmer mit den offenen Augen (1965)

Buchinfo

Eine ehemalige Fürstenresidenz im Thüringischen, in der die Traditionen der Vergangenheit mitunter noch beängstigend lebendig sind, eine Kleinstadt in anmutiger Umgebung, ein Schloß, in dem einst Goethe oft zu Gast war, das Kunstfaserwerk mitten in dem lieblichen Tal, der Burggasthof der Rethas, die Professorenwohnung der Steffens - das sind die unterschiedlichen Schauplätze dieses Romans. Vor ihrem Hintergrund entwirft die Autorin ein vielfältiges Spiegelbild von zehn Jahren komplizierter menschlicher Entwicklung im östlichen deutschen Staat. Gudrun Retha erkennt, daß die letzte Heldentat ihres Bruders, des Ritterkreuzträgers, nichts war als selbstmörderische Flucht, die neuen Tod veranlaßte. Diese Erkenntnis verhilft ihr zur Klarheit und Entscheidung über ihre Position, sie belastet zugleich aber aufs neue ihre Beziehungen zu Dr. Steffen, dem leitenden Mitarbeiter im Kunstfaserwerk, dessen bürgerliche Ehe zerbricht. Erst in der Auseinandersetzung mit Oskar Becker, der im Werk zäh die Kunst des Regierens und Leitens erlernt, begreift er sein Maß notwendiger Verantwortung. Unbelastet von der Vergangenheit aber vermag die junge Generation, Christine Retha und das Umsiedlerkind Daniel Schlicht, ihre Probleme zu lösen.


Die hypnotisierte Kellnerin (1968)

Buchinfo

Hier wird nicht nur hypnotisiert; hier werden Hasen mit der Hand gefangen, Porzellan-Elefanten zerschlagen, Stammtischstreiche ausgeheckt, hier wird das Gerücht verbreitet, die Kirche brenne, um den Herrn Pfarrer wenigstens einmal vom Essen wegzukriegen, hier wird ... aber eine Aufzählung all der Rudolstädter „Raupen“ und „Schnärzchen“, die uns dies Buch serviert, bliebe ohnehin unvollständig. Wir verdanken die Sammlung und ihre bezaubernde Frische der Begegnung Inge von Wangenheims mit einer ursprünglichen, unbewußten Erzählkunst an den Ufern der Saale. Die meisten der hier vereinten Geschichten werden erstmalig in Buchform veröffentlicht für Leser, die Freude an urwüchsigem Humor und deftigem Volkswitz haben.


Hamburgische Elegie (1977)

Leseprobe

Was immer ein Mensch in seinem späteren Leben begründet oder bekämpft, gewinnt oder verliert, besitzt oder verwirft - es geschieht im Hinblick auf das Bezugssystem, das er in der Kindheit und Jugend annahm, um von ihm geprägt zu werden.
Die Forschung hat nie versäumt, die ausgezeichnete Bildung zu preisen, die sich der junge Lessing auf St. Afra erworben habe, vernachlässigte dabei aber die erst von Paul Rilla vollzogene notwendige Einschränkung, die sich mir aus eigener Erfahrung geradezu aufdrängt in der simplen Frage: Wie denn? Tausende Auserwählte sind durch St. Afra durchgegangen, aber nur ein einziger Lessing ist dabei herausgekommen.


Die Entgleisung (1980)

Buchinfo

Thüringen Ende der 70er Jahre, in einem verschlafenen Nest entgleist ein Güterwagon. Der Inhalt, der bald darauf im Ort 'versickert', besteht aus Porno-Magazinen für den Westen. Klar, dass die DDR-Staatsmacht die ebenso moralgefährdenden wie devisenbringenden Hefte wieder zurückhaben will. Doch das ist nicht so einfach … Inge von Wangenheims 1980 erschienene Satire hat jetzt bestimmt schon Kultstatus.


Schauplätze (1983)

Buchinfo

Schauplätze ihres Lebens sind für Inge von Wangenheim jene Orte und Länder, die ihr mehr gaben als wertvolle Anregungen, die „nachhaltig prägende Wirkungen“ auslösten: Berlin, die Sowjetunion, Rudolstadt, Indien, Ahrenshoop und Weimar. In einem Buch, das uns die malende Schriftstellerin vorstellt, wird durch ausdrucksstarke Bilder, durch Erinnerungen und Reflexionen über geschichtliche, kulturpolitische oder literarische Probleme eine unverwechselbare Welt lebendig, „vielleicht auch ein Stück Zeitgeschichte, das uns anschaulich macht, welche Dimension der Schritt des Menschen in die Menschheit für den einzelnen ist“. Im Schaffen der Autorin ist dieses Buch ein origineller Beitrag, der Inge von Wangenheims Werk bereichert.


Station 5 (1985)

Buchbeginn

"Unmögliches wird gleich erledigt - Wunder dauern etwas länger!"

Diesem Spruch begegnete ich im letzten Frühjahr in Bad Liebenstein. Er hing, eher einer Losung gleich, handgestickt auf Gitterleinen über eine ganze Wand hin in der Schusterwerkstatt des älteren jener beiden Flickkünstler, über die der Kurort verfügt, und ich gestehe: er faszinierte mich. Der jüngere Meister vom Ort hat seine Wände über dem Arbeitsplatz mit bunten Ansichtskarten aus aller Welt geschmückt. Auch sehr schön, aber nicht so schön, wie der Spruch. Als ich ihn las, zitierte ich ihn lachend.

Montag, 30. Juni 2025

Marianne Mewis

Geschrieben von Sabine Neuhauß 

Marianne Mewis wurde am 6.Dezember 1866 – so die Mehrzahl der Quellen – oder am 6. Dezember 1856 – so auch einige Quellen – in Arnsfelde / Westpreußen geboren. Heute heißt der Ort Gostomia und ist ein Dorf im Powiat Wałecki (Deutsch Kroner Kreis) der polnischen Woiwodschaft Westpommern. 

Der Vater Albert Mewis war Gutsbesitzer, die Mutter Anna Mewis, geborene Wittich, starb früh. Diese Namen der Eltern werden im Magazin "Der Westpreuße" genannt, mit dem Hinweis, dass es sich nicht um wirklich gesicherte Erkenntnisse handelt. Naheliegend erscheint es schon, da Marianne Mewis später auch unter dem Pseudonym M. Wittich veröffentlichte. 

Marianne Mewis erhielt eine gute Schulausbildung, anschließend besuchte sie ein Lehrerinnenseminar und eine Frauengewerbe- und Handelsschule. In Berlin widmete sie sich der Malerei und der Kunstgeschichte. Zwölf Jahre lang leitete sie in Dresden eine Ausbildungsanstalt für Mädchen. 

Seit etwa 1900 widmete sie sich dem Schreiben, seit 1901 sind verlegte Werke nachweisbar. Sie reiste viel, vermutlich bis nach Italien und Lothringen.  

Marianne Mewis verfasste Novellen, kleinere Geschichten und Romane. Damit war sie durchaus erfolgreich, einige Romane erschienen bis in die 1930er Jahre hinein in mehreren Auflagen. In den 1910er Jahren fand sie Erwähnung in Literaturlexika und -sammlungen. Jedoch war das seit den 1920er Jahren nicht mehr der Fall. 

Ihre Werke werden als „Trivialliteratur“ eingeordnet. Der Roman „Der große Pan“ gilt als Musterbeispiel eines sog. „Ostmarkenromans“. Dabei handelt es sich um belletristische Literatur über die preußische Provinz Posen im 19. und frühen 20. Jahrhundert, die oftmals sehr nationalistisch gefärbt war, die Konflikte zwischen der deutschen und der polnischen Bevölkerung thematisierte und ein Bild vom deutschen Kulturauftrag im Osten zeichnete. 

Seit 1928 wurde sie von der Deutschen Schillerstiftung finanziell unterstützt, sie dürfte sich also in 

finanzieller Notlage befunden haben. Am 29. Dezember 1938 ist sie in Schwerin verstorben.  

Werke 

Vineta (unter dem Pseudonym M. Wittich) 1901 

Der Sonntagsmann, 1903 

Die Einfältigen, 1904 

Die Grenzwarte, 1905 

Der große Pan, 1908 

Mettes Kinder, 1909 

Peter Bröms, 1910 

Der Siebenfresser und andere Geschichten, 1912 

Pastings Duve, 1912 

Die holde Gärtnersfrau und andere Erzählungen, 1915 

Die Wolfsjägerin, 1915 

Blaubart, 1917 

Heisse Zeit – Reifezeit, 1919 

Der Umweg zum Glück, 1920 

Ärmste Prinzessin, 1921 

Das Buch, 1923 

Das eine Haus auf Pappelwerder, 1924 

Sowohl die Vollständigkeit der Liste als auch die Erscheinungsdaten sind aufgrund der spärlichen Datenlage mit Unsicherheit behaftet! 

Fazit 

Ob Marianne Mewis „Trivialliteratur“ verfasst hat, möge die Leserin / der Leser für sich selbst entscheiden. Das wird allerdings kein einfaches Unterfangen, denn die Bücher sind nur antiquarisch zu erhalten, seit den 1930er Jahren gibt es keine Neuauflagen mehr. Entsprechend selten sind die Werke anzutreffen. Die wenigen Fundstellen zeigen uns, dass wir es hier wahrhaft mit einer vergessenen Autorin zu tun haben, über die wenig in Erfahrung zu bringen ist. Jedoch lässt ihr eigenständiges Leben, die Berufstätigkeit und die Entscheidung, sich auf die schriftstellerische Tätigkeit zu konzentrieren, eine interessante Persönlichkeit erahnen. 

Quellen 

Wikipedia 

Magazin "Der Westpreuße" 

Stadtwiki Dresden 

Westpreussische Gesellschaft 

DNB Deutsche Nationalbibliothek 

Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. 1910. Sp. 1084; mit Foto und Unterschrift 


Dienstag, 24. Juni 2025

Katrin Holland - die Bücher

Man spricht über Jacqueline (1926)

Buchinfo
Kann und darf man sich für die Liebe verbiegen? Ein Lesevergnügen mit farbigem Zeitkolorit der Goldenen Zwanzigerjahre und die Wiederentdeckung einer schillernden Autorin!

Ihre Freunde nennen sie Jack. Die Männer, mit denen sie amouröse Abenteuer hat, auch. Sie ist bezaubernd und sie ist flatterhaft. Die Herzen, die sie schon gebrochen hat, kann sie kaum zählen. Jacqueline ist schlichtweg für ein freies Leben gemacht – bis sie sich zum ersten Mal ernsthaft verliebt. Michael jedoch mag die Frauen nur, wenn sie das Gegenteil von Jack sind: unschuldig und sittsam. Da sie in Paris, London, Berlin einen gewissen Ruf hat, würde Michael sich nie in sie verlieben, wenn er wüsste, wer sie ist. Jack überredet ihre schüchterne Schwester June, die Rolle von Jack anzunehmen, und gibt sich Michael gegenüber als June aus. Fortan ist sie tugendhaft. Sie kommen zusammen. Aber wer ist Jack nun? Und was geschieht, als die Schwester und Michael zusammentreffen?

Diese in vielen Genres produktive und erfolgreiche Autorin ist eine großartige Wiederentdeckung: Dieser Roman ist seit 1930 erstmals neu aufgelegt.


Einsamer Himmel (1938)

Leseprobe
Im Juni wechselte das Kriegsglück wieder. Denikin und die Donkosaken rückten siegreich vor, die ukrainischen Truppen faßten neuen Mut.

"Du wirst sehen, Katharina", sagte Kenyon, "in drei Wochen sind wir wieder in Odessa und in vier Wochen bummeln wir über die Champs-Elysées."
Am 4. Juli fuhr der Rotekreuzzug mit dem General Grigoriew in Odessa ein. Die Ukrainer hatten in blutigen Kämpfen die roten Regimenter geschlagen.
Kenyon gab das Kommando über den Rotekreuzzug ab, um endlich nach Paris zu fahren, wo man soeben den Friedensvertrag in Versailles unterzeichnet hatte. Noch am selben Abend gelang es ihm, zwei Plätze auf dem Schiff zu belegen, das am nächsten Mittag Odessa verlassen sollte.


Carlotta Torresani (1938)

Leseprobe
Sie hatten eigentlich nur bis Ende März in Rom bleiben wollen; jetzt war es schon Mitte April, und sie waren noch immer da. Der Concorso Hippico, der internationale Reiter vereinte, das Derby um den Königspreis, die alljährliche Waffenschau waren die gesellschaftlichen Ereignisse.

Madascena, gerade in Rom anwesend, sagte zu Conte Francesco: "Ich habe vorige Woche mit dem Anwalt der Monte-Acutos gesprochen."
Carlotta hörte es, vergaß es aber wieder. Sie saßen auf menschenüberfüllten Tribünen, atemlos vor Spannung, zu jedem Beifall bereit. Sie sahen Mussolini und jubelten ihm und dem König zu, und sangen begeistert die Nationalhymne, sie fühlten sich als Italiener und waren stolz. Unter dem Volke saßen sie auf rohgezimmerten Brettern, und Truppen marschierten an ihnen vorbei, Waffengattungen aller Art fuhren auf, und die Leute schlugen sich um die Plätze. 


Als Martha Albrand
Die deutsche Übersetzung jeweils unter dem Namen Katrin Holland


Die Fremde in meinem Haus (1966)

Buchinfo
Die Liebe hat Betty in den Tod getrieben.
Schuld daran war Norah, die Frau des Mannes, den sie liebte. Aber noch über den Tod hinaus bleibt die Verkettung ihrer Schicksale bestehen.
Liz, die Tochter Bettys, wird die Frau von Norahs einzigem Sohn. Seine Mutter liebt ihn mit derselben kompromißlosen Besitzgier, die einst ihre Liebe zu seinem Vater kennzeichnete.
Und erneut beginnt ein erbitterter Kampf zweier Frauen um die Liebe eines Mannes.


Mord im Park (1975)

Buchinfo
Richter Butworth wird erstochen im New Yorker Central Park aufgefunden, und ein junger Rechtsanwalt macht sich an die Aufklärung des Mordes. Was zunächst wie eine Routineangelegenheit aussieht, entpuppt sich schon bald als ein brisanter Fall, der immer mehr Geheimnisse aufwirft. Warum trug der Richter einen falschen Bart und eine Perücke? Und was ist eigentlich an den Gerüchten dran, die ihn der Verführung mehrerer Mädchen bezichtigen?


Code Zürich AZ 900 (1978)

Buchinfo
Dem berühmten Schweizer Herz-Gefäß-Chirurgen Anton Zeller ist eine epochemachende Erfindung geglückt: ein Impfstoff, der den Alterungsprozeß nachweisbar verlangsamt. Die Mächtigen der Wirtschaft, die Regierungen werden aufmerksam - sie wittern die Chance für grandiose Manipulationen. Anton Zeller, der die Erfindung noch unter strengstem Verschluß hält, gerät in ein unlösbares Dilemma. Agenten sind auf ihn angesetzt, um ihm den Geheimcode abzujagen. Er wird in ein Verbrechen verwickelt und als Faustpfand internationaler Verschwörergruppen um die halbe Welt entführt. Die Lösung ist so überraschend wie dramatisch.


Die Spur des Bluthundes (1980)

Buchinfo
Eine defekte Boing 727 rast auf die Erde zu, die Notlandung führt zu einer Katastrophe. 20 Passagiere werden getötet, andere schwer verletzt, unter ihnen Chefpilot Thomas Kent. Er überwindet jedoch den Schock, den die mißglückte Landung ausgelöst hat.
Da droht ein zweiter Schlag ihn und seine Familie zu vernichten. Ein anonymer Briefschreiber fordert Vergeltung für die Opfer des Flugzeugabsturzes. Wenn Kent selbst nicht die Konsequenzen zu ziehen bereit ist, soll seine unschuldige Tochter Kate dafür büßen.

Adele Jellinek

Geschrieben von Sabine Neuhauß

Adele Jellinek wurde am 2. März 1890 in Wien-Ottakring geboren. Ihre Eltern waren der Lackierer Samuel Jellinek und seiner Frau Anna, geb. Spitz. Sie hatte vier jüngere Geschwister. Als Kind erkrankte sie an einer rheumatischen Entzündung der Gelenke. Nach einer missglückten Operation, bei der vermutlich Sehnen durchtrennt wurden, war sie seit 1916 auf einen Rollstuhl angewiesen.  

Ab 1919 publizierte sie in Zeitungen und Zeitschriften vor allem Erzählungen, Feuilletons und Skizzen. Ihre erste Veröffentlichung „Die sittlichen Werte des Sozialismus“ erschien 1919 in der pazifistischen Wochenschrift „Neue Erde; es handelte sich um eine Replik auf den Essay „Zur Beurteilung des Bolschewismus“ von Wilhelm Förster. Im Sommer 1921 erschienen zwei Gedichte in der Tageszeitung „Der Abend“. In der Zeit zwischen 1925 und 1934 veröffentlichte sie ihre Werke vor allem in der sozialdemokratischen „Arbeiter-Zeitung“, aber auch im ebenfalls sozialdemokratischen „Kleinen Blatt“, in der unabhängigen Wochenschrift für Frauen „Die Unzufriedene“, in der sozialdemokratischen saarländischen Zeitung „Deutsche Freiheit“, in den Zeitungen „Neues Wiener Abendblatt“ sowie „Neues Wiener Tagblatt“ und der Zeitschrift „Die Frau“ vom Bund Deutscher Frauenvereine.

 Ihr anrührendes Gedicht „Brot und Rosen“, erschien am 13. Februar 1927 in der „Arbeiter-Zeitung“. Dieses Gedicht schrieb sie unter dem Eindruck eines Streiks von Textilarbeiterinnen, bei dem Arbeiterinnen eine Standarte mit der Aufschrift „Wir wollen Brot – aber auch Rosen“ getragen hatten. Es wurde von der Frauenbewegung der 1970er Jahre neu entdeckt. 

Im Jahr 1928 erhielt sie zwei von den „Kinderfreunden“ gestiftete Preise für dramatische Jugenddichtungen. 

Der einzige Roman von Adele Jellinek „Das Tor“ erschien in Arbeiter-Zeitung in Fortsetzungen in der Zeit vom 17. Februar 1929 bis zum 26. April 1929. 

Ab 1933 war sie Mitglied der im selben Jahr gegründeten „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller”. Mit dem Ende der Demokratie und Beginn der Diktatur in Österreich im Jahr 1934 (Austrofaschismus) wurden kaum noch Beiträge von Adele Jellinek veröffentlicht. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland im März 1938 musste sie ihre Wohnung in Ottakring, Thaliastraße 93, verlassen. Sie fand Unterkunft im 2. Wiener Gemeindebezirk, der Leopoldstadt, Große Mohrengasse 20, danach in einem Altersheim der Israelitischen Kultusgemeinde Wien im Alsergrund. Am 25. Mai 1943 wurde sie gemeinsam mit 206 weiteren Opfern, von denen letztlich nur 41 überlebten, mit einem Güterzug ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort starb sie am 3. September 1943. 

Ihre Schwester Rosa (geb. am 2. Juni 1892) wurde am 2. Juni 1942 nach Minsk deportiert und dort ermordet. Ihr Bruder Josef Jellinek (geb. am 26.Novemberf 1894) war Redakteur des „Kleinen Blattes” sowie des „Arbeiter-Sonntag” und darüber hinaus Mitarbeiter des „Vorwärts-Verlag” in den Jahren des Austrofaschismus. Er wurde bereits 1938 ins KZ Dachau deportiert und verstarb am 5. Oktober 1942 im KZ Sachsenhausen. Die Schwester Laura war durch ihre Ehe mit dem „Nichtjuden" Josef Kolb vor der Deportation geschützt und konnte in Wien überleben. 

Briefe von Adele und Josef Jellinek sind erhalten und können hier gelesen werden. Darunter auch der letzte Brief Adeles an ihre Schwester Laura vom 23. Mai 1943. 

Sonntag, 22. Juni 2025

Adele Jellinek - die Bücher

Das Tor (1929)

Buchinfo

Adele Jellineks Roman Das Tor wurde 1929 als Fortsetzungsroman in der Wiener Arbeiter-Zeitung gedruckt, geriet durch das Schicksal der jüdischen Autorin jedoch ebenso in Vergessenheit wie sie selbst. Der Roman fängt ein Stück Wiener Zeitgeschichte ein – ein Zeitbild, das den proletarischen Alltag der Bewohner eines Hauses in der Zwischenkriegszeit zugänglich macht. Im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen dabei die fünfzehnjährige Hanna Jörgi und ihre Freunde. Die inneren und äußeren Veränderungen beim Erwachsenwerden schildert der Roman genauso berührend wie die sozialen Umstände, in denen die Kinder und Jugendlichen aufwachsen. Arbeitslosigkeit und Armut sowie die damit verbundenen individuellen und sozialen Folgen prägen das Schicksal und die Entscheidungen der Heranwachsenden.