Dienstag, 24. Juni 2025

Katrin Holland - die Bücher

Man spricht über Jacqueline (1930)

Buchinfo

Kann und darf man sich für die Liebe verbiegen? Ein Lesevergnügen mit farbigem Zeitkolorit der Goldenen Zwanzigerjahre und die Wiederentdeckung einer schillernden Autorin!

Ihre Freunde nennen sie Jack. Die Männer, mit denen sie amouröse Abenteuer hat, auch. Sie ist bezaubernd und sie ist flatterhaft. Die Herzen, die sie schon gebrochen hat, kann sie kaum zählen. Jacqueline ist schlichtweg für ein freies Leben gemacht – bis sie sich zum ersten Mal ernsthaft verliebt. Michael jedoch mag die Frauen nur, wenn sie das Gegenteil von Jack sind: unschuldig und sittsam. Da sie in Paris, London, Berlin einen gewissen Ruf hat, würde Michael sich nie in sie verlieben, wenn er wüsste, wer sie ist. Jack überredet ihre schüchterne Schwester June, die Rolle von Jack anzunehmen, und gibt sich Michael gegenüber als June aus. Fortan ist sie tugendhaft. Sie kommen zusammen. Aber wer ist Jack nun? Und was geschieht, als die Schwester und Michael zusammentreffen?

Diese in vielen Genres produktive und erfolgreiche Autorin ist eine großartige Wiederentdeckung: Dieser Roman ist seit 1930 erstmals neu aufgelegt.


Adele Jellinek

Geschrieben von Sabine Neuhauß

Adele Jellinek wurde am 2. März 1890 in Wien-Ottakring geboren. Ihre Eltern waren der Lackierer Samuel Jellinek und seiner Frau Anna, geb. Spitz. Sie hatte vier jüngere Geschwister. Als Kind erkrankte sie an einer rheumatischen Entzündung der Gelenke. Nach einer missglückten Operation, bei der vermutlich Sehnen durchtrennt wurden, war sie seit 1916 auf einen Rollstuhl angewiesen.  

Ab 1919 publizierte sie in Zeitungen und Zeitschriften vor allem Erzählungen, Feuilletons und Skizzen. Ihre erste Veröffentlichung „Die sittlichen Werte des Sozialismus“ erschien 1919 in der pazifistischen Wochenschrift „Neue Erde; es handelte sich um eine Replik auf den Essay „Zur Beurteilung des Bolschewismus“ von Wilhelm Förster. Im Sommer 1921 erschienen zwei Gedichte in der Tageszeitung „Der Abend“. In der Zeit zwischen 1925 und 1934 veröffentlichte sie ihre Werke vor allem in der sozialdemokratischen „Arbeiter-Zeitung“, aber auch im ebenfalls sozialdemokratischen „Kleinen Blatt“, in der unabhängigen Wochenschrift für Frauen „Die Unzufriedene“, in der sozialdemokratischen saarländischen Zeitung „Deutsche Freiheit“, in den Zeitungen „Neues Wiener Abendblatt“ sowie „Neues Wiener Tagblatt“ und der Zeitschrift „Die Frau“ vom Bund Deutscher Frauenvereine.

 Ihr anrührendes Gedicht „Brot und Rosen“, erschien am 13. Februar 1927 in der „Arbeiter-Zeitung“. Dieses Gedicht schrieb sie unter dem Eindruck eines Streiks von Textilarbeiterinnen, bei dem Arbeiterinnen eine Standarte mit der Aufschrift „Wir wollen Brot – aber auch Rosen“ getragen hatten. Es wurde von der Frauenbewegung der 1970er Jahre neu entdeckt. 

Im Jahr 1928 erhielt sie zwei von den „Kinderfreunden“ gestiftete Preise für dramatische Jugenddichtungen. 

Der einzige Roman von Adele Jellinek „Das Tor“ erschien in Arbeiter-Zeitung in Fortsetzungen in der Zeit vom 17. Februar 1929 bis zum 26. April 1929. 

Ab 1933 war sie Mitglied der im selben Jahr gegründeten „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller”. Mit dem Ende der Demokratie und Beginn der Diktatur in Österreich im Jahr 1934 (Austrofaschismus) wurden kaum noch Beiträge von Adele Jellinek veröffentlicht. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland im März 1938 musste sie ihre Wohnung in Ottakring, Thaliastraße 93, verlassen. Sie fand Unterkunft im 2. Wiener Gemeindebezirk, der Leopoldstadt, Große Mohrengasse 20, danach in einem Altersheim der Israelitischen Kultusgemeinde Wien im Alsergrund. Am 25. Mai 1943 wurde sie gemeinsam mit 206 weiteren Opfern, von denen letztlich nur 41 überlebten, mit einem Güterzug ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort starb sie am 3. September 1943. 

Ihre Schwester Rosa (geb. am 2. Juni 1892) wurde am 2. Juni 1942 nach Minsk deportiert und dort ermordet. Ihr Bruder Josef Jellinek (geb. am 26.Novemberf 1894) war Redakteur des „Kleinen Blattes” sowie des „Arbeiter-Sonntag” und darüber hinaus Mitarbeiter des „Vorwärts-Verlag” in den Jahren des Austrofaschismus. Er wurde bereits 1938 ins KZ Dachau deportiert und verstarb am 5. Oktober 1942 im KZ Sachsenhausen. Die Schwester Laura war durch ihre Ehe mit dem „Nichtjuden" Josef Kolb vor der Deportation geschützt und konnte in Wien überleben. 

Briefe von Adele und Josef Jellinek sind erhalten und können hier gelesen werden. Darunter auch der letzte Brief Adeles an ihre Schwester Laura vom 23. Mai 1943. 

Sonntag, 22. Juni 2025

Adele Jellinek - die Bücher

Das Tor (1929)

Buchinfo

Adele Jellineks Roman Das Tor wurde 1929 als Fortsetzungsroman in der Wiener Arbeiter-Zeitung gedruckt, geriet durch das Schicksal der jüdischen Autorin jedoch ebenso in Vergessenheit wie sie selbst. Der Roman fängt ein Stück Wiener Zeitgeschichte ein – ein Zeitbild, das den proletarischen Alltag der Bewohner eines Hauses in der Zwischenkriegszeit zugänglich macht. Im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen dabei die fünfzehnjährige Hanna Jörgi und ihre Freunde. Die inneren und äußeren Veränderungen beim Erwachsenwerden schildert der Roman genauso berührend wie die sozialen Umstände, in denen die Kinder und Jugendlichen aufwachsen. Arbeitslosigkeit und Armut sowie die damit verbundenen individuellen und sozialen Folgen prägen das Schicksal und die Entscheidungen der Heranwachsenden.

 

Emmi Lewald

Geschrieben von Sabine Neuhauß


Emilie Auguste Marie Lewald wurde am 5. Dezember 1866 in Oldenburg geboren. Sie war die Tochter von Günther Jansen, einem oldenburgischen Regierungsassessor, der später Staatsminister wurde, und seiner Frau Marie Frommelt. Ihre Kindheit verbrachte sie in einem gebildeten, bürgerlichen Umfeld, das ihre literarische Begabung früh förderte und ihr diesbezüglich eine freie Entwicklung ermöglichte. 

Ihr erstes Werk veröffentlichte sie 1888 unter dem Pseudonym Emil Roland mit dem Titel „Unsere lieben Lieutenants. Zeitgemäße Charakterstudie aus deutschen Salons“. Damit erregte sie erhebliches Aufsehen und sorgte für einen gesellschaftlichen Skandal. Die Oldenburger Gesellschaft ging davon aus, bei den Hauptfiguren des Werkes handele es sich – literarisch verfremdet – um die Offiziere der örtlichen Garnison. Das Buch war beim lesenden Publikum durchaus ein Erfolg, die Oldenburger Offiziere waren allerdings sehr aufgebracht. Durch eine Indiskretion einer Freundin wurde die Verfasserin bekannt.  

Emmi Lewald entzog sich dem Skandal und verließ Oldenburg. Sie reiste in der Folgezeit viel und verfasste Reiseberichte, aber auch Novellen, Romane und Lyrik. Sie erarbeitete sich damit schriftstellerische Erfolge, insbesondere ihr erster Roman „Sein Ich“ (1896) wurde  von der Literaturkritik gelobt.  

Sie heiratete 1896 den Juristen Felix Lewald, der im Finanzministerium als „Geheimer Finanzrat“, ab 1900 als „Wirklich Geheimer Oberfinanzrat“ und „Vortragender Rat“ tätig war. Er publizierte zu staatsrechtlichen Themen. 

 Im Zuge der Eheschließung zog Emmi Lewald nach Berlin. Dort engagiert sie sich in der bürgerlichen Frauenbewegung, wird Mitglied des Vorstands des Deutschen Frauenklubs und des Vorstands des Lyzeumsklubs sowie Vorsitzende des Vereins der Berliner Künstlerinnen und Kunstfreundinnen. Sie arbeitet als freie Mitarbeiterin an der von der Frauenrechtlerin Helene Lange herausgegebenen Zeitschrift „Die Frau“ mit. Auch mit Bertha von Suttner stand sie in Kontakt. In den Berliner Salons fand sie mit ihren Werken zunehmend Beachtung und Anerkennung.  

Ihr Mann starb 1914. Ihre schriftstellerische Tätigkeit setzte Emmi Lewald bis Mitte der 1930er Jahre fort. Während der NS-Zeit war sie nicht mehr im öffentlichen Leben aktiv; sie lebte in Apolda in einem Pflegeheim. Am 29.9.1946 ist sie dort verstorben. Ihr Grab sowie dasjenige ihres Ehemannes befinden sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.

 

Werke: 

Unsere lieben Lieutenants. Zeitgemäße Charakterstudien aus deutschen Salons. Leipzig 1888  - salonkritische Skizzen, die Offiziere karikierten 

Der Cantor von Orlamünde. Dichtungen. Oldenburg 1890
- Mischung aus Lyrik und kurzen Erzählungen -

Ernstes und Heiteres. Novellen und Skizzen. Jena 1891 

Auf diskretem Wege. Bade-Novelle. Norden/Norderney 1892 

Die Geschichte eines Lächelns, und andere Novellen. Berlin 1894 

Fräulein Kunigunde. Novelle. Berlin 1894 

Gedichte. Oldenburg 1894 

Sein Ich. Roman. Berlin 1896 - psychologischer Roman, der das innere Erleben der Protagonistin in den Vordergrund stellt.  

Italienische Landschaftsbilder. Skizze. Oldenburg 1897 

Kinder der Zeit. Novellen. Berlin 1897  

In blauer Ferne. Neue Novellen. Berlin 1898 

Die Geschichte einer Beziehung. In: Über Land und Meer. Band 82 1899 

Die Erzieherin. Roman. Stuttgart 1899 - gesellschaftliche Erwartungshaltung versus individuelle Selbstverwirklichung mit dem Fokus auf die 

Rolle der Frau - Gefühlsklippen. Novellen. Berlin 1900 

Das Glück der Hammerfelds. Roman. Berlin-Eisenach-Leipzig 1900 - gesellschaftliche Erwartungshaltung versus individuelle Selbstverwirklichung mit dem Fokus auf  die Rolle der Frau  – 

Der Mut zum Glück. Novellen. Berlin 1901 

Gedichte. Neue Folge. Oldenburg-Leipzig 1901 

Das Schicksalsbuch, und andere Novellen. Berlin 1904  

Sylvia. Roman, Stuttgart 1905 - gesellschaftliche Erwartungshaltung versus individuelle Selbstverwirklichung mit dem Fokus auf die Rolle der Frau - 

Die Heiratsfrage, und andere Novellen. Stuttgart 1906 - gesellschaftliche Erwartungshaltung versus individuelle Selbstverwirklichung mit dem Fokus auf die Rolle der Frau - 

Der Lebensretter. Roman in Briefen. Stuttgart 1907  

Das Hausbrod des Lebens. Roman. Berlin 1908 

Der Magnetberg. Roman. Berlin 1911 - soziale Konflikte – 

Stille Wasser. Novellen. Stuttgart 1912 - soziale Konflikte -  

Die Wehrlosen. Roman. Berlin 1912 - soziale Konflikte – 

Die Rose vor der Tür. Roman. Berlin 1912 

Der wunde Punkt. Novellen. Berlin 1914 

Exzelsior! Roman. Berlin 1914 

Unter den Blutbuchen. Roman. Berlin 1915 - familiäre und gesellschaftliche Verstrickungen –  

In jenen Jahren. Memoiren. Berlin 1919 - autobiographische Memoiren, Lebensweg und Erfahrungen bis zur Zeit des Ersten Weltkrieges 

Die Frau von gestern. Roman. Berlin 1920 - weibliche Identität, Generationskonflikte, Modernisierung – 
Das Fräulein von Güldenfeld. Roman. Berlin 1922 - weibliche Identität, Generationskonflikte, Modernisierung – 

Lethe. Roman. Dresden 1924 - weibliche Identität, Generationskonflikte, Modernisierung – 

Das Fräulein aus der Stadt. Roman. Berlin 1929 - weibliche Identität, Generationskonflikte, Modernisierung – 

Heinrich von Gristede. Roman. Detmold 1934 - satirischer Blick auf die Alltags- und Bürokultur der 1930er Jahre - 

Büro Wahn. Roman. Detmold 1935 - satirischer Blick auf die Alltags- und Bürokultur der 1930er Jahre - 

Sekundärliteratur: 

Ruth Steinberg-Groenhof: Die Schriftstellerin Emmi Lewald (1866–1946). Weibliche Autorschaft,
Zeitgeist und Literaturmarkt, Köln u. a. (Böhlau) 2015 

Ausstellung der Landesbibliothek Oldenburg: Ich hatte Schriftstellerehrgeiz, 2013, Isensee Verlag 

Die Liebesgedichte von Emmi Lewald findet man unter  

Der Roman „Sylvia“ und „Das Schicksalsbuch und andere Novellen“ wurden 2021 bzw. 2023 neu 

herausgegeben von Henricus - Edition Deutsche Klassik GmbH, Berlin 


Fazit 

Emmi Lewald war eine bedeutende Stimme der bürgerlichen Frauenbewegung und eine engagierte Autorin. Ihr Werk ist eine wichtige Quelle zur Kultur- und Frauengeschichte der Kaiserzeit und der Weimarer Republik. Sie thematisierte die gesellschaftliche Erwartungshaltung Frauen gegenüber im Gegensatz zu deren individueller Selbstverwirklichung. Sie setzte sich dabei mit den Normen der bürgerlichen Gesellschaft, der Frage der Emanzipation, aber auch mit der Alltagsrealität auseinander. Die inneren Konflikte der handelnden Personen stehen oft im Mittelpunkt. 


Quellen: 

https://de.wikipedia.org/wiki/Emmi_Lewald 

https://de.wikisource.org/wiki/Emmi_Lewald 

https://www.oldenburger-onlinezeitung.de/oldenburg/emmi-lewald-zwischen-buergerlichkeit-und

emanzipation-1319.html 

Dienstag, 17. Juni 2025

Alice Berend - die Bücher

Dore Brandt - Ein Berliner Theaterroman (1909)
Buchinfo

Schauplatz: die Theaterstadt Berlin zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Man trifft sich bei Borchardt, besucht jüdische Salons und tauscht im Café Metropol den neuesten Klatsch aus. Die als "große Tragödin der Zukunft" umjubelte junge Schauspielerin Dore Brandt verliebt sich in einen Spieler, wird ungewollt schwanger - aber schafft es trotz aller Konventionen, Kind und Karriere zu vereinbaren und im Stück des "wunderlichsten Dichters von heute" zu triumphieren.
Das Theater, an dem Dore Brandt engagiert ist, liegt nicht weit vom Bahnhof Friedrichstraße entfernt - wie das Neue Theater des Regisseurs Max Reinhardt, mit dem Alice Berend befreundet war. Ein Schlüsselroman?
In Alice Berends Berliner Theaterroman von 1909 zeigt sich schon jene leise Ironie, durch die sie einige Jahre später zur Erfolgsautorin und gefeierten Humoristin wird.



Marionetten des Schicksals (1909)
Buchbeginn

Der Schriftsteller Günter Klemens saß, wie immer, wenn die Sonne herunter und damit die Arbeitszeit für den Maler vorüber war, rauchend in Thomas Dittmars Atelier.
"Was in aller Welt hast Du eigentlich heute vor", rief er endlich, nachdem er schweigend Thomas Dittmar betrachtet hatte, der in seiner ganzen Breitschultrigkeit vor dem hohen Stehspiegel stand und eine Krawatte nach der andern mit Umständlichkeit umknüpfte, und gleich darauf mit ärgerlichem Grunzen wieder abzerrte.
"Ich bin ausgebeten heute", antwortete Dittmar kurz.



Die Reise des Herrn Sebastian Wenzel (1912)
Buchinfo

Humorvoll erzählt Alice Berend die Geschichte des Sebastian Wenzel, der ein eigenbrötlerisches Single-Leben führt – bis er eines Tages ein großes Vermögen erbt …



Frau Hempels Tochter (1913)
Buchinfo

Die Schustertochter Laura lebt mit ihren Eltern in einem Berliner Mietshaus, in dem sich die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten begegnen. Seit sie als Kindermädchen für den Bankdirektor im gleichen Haus arbeitet, träumt sie von Besserem – besonders, als sie am Fenster gegenüber einen melancholisch dreinschauenden jungen Mann entdeckt. Wird es ein Happy End für Laura und ihren verarmten Grafen geben?



Die Bräutigame der Babette Bomberling (1915)
Buchinfo

Die Bräutigame der Babette Bomberling ist ein humorvoller und zugleich scharfsinniger Gesellschaftsroman von Alice Berend, der das Berliner Bürgertum der 1910er Jahre pointiert aufs Korn nimmt. Im Zentrum steht Babette Bomberling, eine lebenslustige, kluge und äußerst selbstbewusste junge Frau, die mit Witz und Charme eine ganze Reihe von Verehrern um sich schart.
Babette, Tochter eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns, ist keine Frau, die sich einfach verheiraten lässt. Stattdessen testet sie die Grenzen ihrer Freiheit, spielt mit den Erwartungen ihrer Umgebung und konfrontiert ihre potenziellen Bräutigame mit ihren eigenen Vorstellungen von Liebe, Ehe und Selbstbestimmung. Die verschiedenen Heiratskandidaten – darunter ein eitler Künstler, ein konservativer Beamter und ein romantischer Träumer – spiegeln die Vielfalt und Absurdität der gesellschaftlichen Rollenbilder.
Mit pointierten Dialogen, feinem Gespür für zwischenmenschliche Komik und viel Ironie gelingt es Berend, ein lebendiges Bild weiblicher Selbstbehauptung in einer patriarchal geprägten Welt zu zeichnen.



Spreemann & Co. (1916)
Buchinfo
Mit dem Erbe seines Vaters erfüllt sich Klaus Spreemann einen Lebenstraum: Er gründet sein eigenes Stoffgeschäft. Doch seinen Laden und seine Familie durch die Wirrnisse der Zeiten zu lenken, ist nicht so einfach. Denn mal tobt die Revolution vor dem Schaufenster, mal muss ein Sohn in den Krieg gegen Frankreich ziehen. Über sieben Jahrzehnte und drei Generationen hinweg spannt Alice Berend die Geschichte der Familie Spreemann und ihres Geschäfts im Berlin des 19. Jahrhunderts – mit Witz, Wärme und einem genauen Blick für die wichtigen Details.



Einfache Herzen (1919)
Buchinfo

Menschen, die ihr Leben sozusagen im Spinnenwinkel verbringen, schildert Alice Berend in ihrem Skizzenband "Einfache Herzen". Es sind Leute, an denen das Dasein vorübergerauscht ist, ohne ihnen Gelegenheit zu geben, seinen Zauber zu erfühlen. Treu und schlicht erfüllen sie ihre Pflichten in dem engen Kreis, in den die Fügung sie gestellt hat, und es kommt ihnen kaum zum Bewusstsein, daß sie um ihr Bestes betrogen worden sind. Der künstlerische Wert des Buches liegt darin, daß die Verfasserin im knappsten Rahmen jedesmal runde, abgeschlossene Menschenschicksale erzählt.



Bruders Bekenntnis: Die Lebensgeschichte eines Dobermanns von ihm selbst erzählt (1922)
Buchinfo

In „Bruders Bekenntnis“ lässt Alice Berend einen Dobermann, ein Rassehund, aufgewachsen „in einem besseren Hause“, aus seinem Leben erzählen. Von der Macht und Launenhaftigkeit der Menschen, ihren Liebesgeschichten, den Umgang mit Katzen, von Pflichteifer und Abenteuern, der Treue zum Herrn und dem Jahrmarkt des Lebens. Es ist ein liebenswürdiges Buch. Es strahlt warmen Humor und trockenen Witz aus, mitunter schwingt auch ein nachdenklich machender Ton mit. Der Roman zeugt von großer Menschenkenntnis. Und „Bruders Bekenntnis“ gilt als einer der besten Tierbücher der deutschen Literatur. Nicht nur Tierliebhaber werden ihre Freude daran haben.



Der Herr Direktor (1928)
Buchinfo

Ganz Berlin trifft sich beim Sechstagerennen, die Großstadt wird, dem Lebensrhythmus der zwanziger Jahre entsprechend, in schnellen Autofahrten durchquert und sportlich-kecke "Neue Frauen" verlieben sich in Radrennfahrer-Stars.

Ein sich rasant wandelndes und überraschend aktuelles Berlin ist die Kulisse für diesen spritzigen Roman, dessen pointenreiche Episoden um den Direktor einer Glühlampenfabrik und seine Familie amüsante Beschreibungen des Berliner Großbürgertums mit Ausflügen in andere Milieus liefern.


Samstag, 14. Juni 2025

Edith Wharton - die Bücher

Der Prüfstein (1900)

Buchinfo

Als er zufällig eine Anzeige im Spectator liest, erkennt Stephen Glennard darin den Weg, ein neues Leben zu beginnen und die Hand der schönen Alexa Trent zu gewinnen. In seinem Besitz befindet sich etwas von höchstem Wert: Briefe, die ihm die große verstorbene Autorin Margaret Aubyn vor Jahren geschrieben hat. Alles, was er tun muß, ist sein schlechtes Gewissen beruhigen und ihre Briefe gegen einen hohen Vorschuß einem Verlag anbieten. Die Publikation von Mrs Aubyns Briefen wird ein großer Erfolg, das Buch ein Bestseller und der Gesprächsstoff der gehobenen New Yorker Gesellschaft, zu der Glennards neu erworbener Reichtum ihm nun Zutritt verschafft. Die Faszination der Leser liegt in der Anonymität des Mannes, den Aubyn so geliebt hat.


Das Haus der Freude (1905)

Buchinfo

Lily Bart ist jung, schön und ein gern gesehener Gast auf den gesellschaftlichen Events der New Yorker High Society. Doch mit dem Ruin ihrer Familie kann sie ihr Leben in den feinen Kreisen nur fortführen, wenn sie einen reichen Ehemann findet. Lily muss sich entscheiden: Will sie als bloßes Schmuckstück an der Seite eines Mannes Reichtum und Luxus – oder will sie ein Leben gemäß ihrer tatsächlichen Gefühle?

Wie in "Zeit der Unschuld" zeigt sich die Pulitzer-Preisträgerin Edith Wharton auch in ihrer 1905 erschienenen Sozialsatire als kühle Beobachterin, die mit bitterböser Raffinesse die schillernden und oberflächlichen Kreise der Reichen und Schönen zerlegt. – Mit einer kompakten Biographie der Autorin.

Auch erschienen als Haus Bellomont. Die verborgene Leidenschaft der Lily Bart
Das Buch zum Film.


Italien (1905)

Buchinfo

"Selten ist die Verlockung Italiens und der Aufbruch in dieses Land schöner beschrieben worden. Man möchte nicht aufhören, die Schilderungen Edith Whartons (in der vorzüglichen, hochmelodischen Übersetzung von Gerlinde Völker) zu zitieren, Satz für Satz. Es sind Berichte, die in beinahe proustscher Manier von einer Exaktheit der Sinneseindrücke handeln, die einen jeden Weg, selbst wenn man ihn noch nicht kennen sollte, miterleben lassen. Edith Wharton (1862 bis 1937), deren Romane in der letzten Zeit auch bei uns wieder vermehrt beachtet werden, war eine passionierte Italien-Reisende, und sie schrieb von ihren italienischen Wegen wie jemand, der alles zum ersten Mal sieht und die Frische des Eindrucks mit einem souveränen, wunderbar leicht eingestreuten Wissen um Natur, Geschichte und Kunst kontrastiert. Manchmal glaubt man, der Beschreibung von turnerschen Bildern beizuwohnen, einer Beschreibung, die auf der Höhe der malerischen Kunst ist. Es ist ein Buch für die Liebhaber der Hintergründe, in dem man auf jeder Seite innehalten wird, erstaunt über einen verblüffenden Gedanken oder ein einzigartiges Bild. In der kaum übersehbaren Italienliteratur (...) behauptet dieses Buch einen einsamen Rang". (Hanns-Josef Ortheil in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung) "... die deutsche Erstausgabe eines der herausragenden literarischen Italienbücher ..." (Neue Zürcher Zeitung)


Madame de Treymes (1907)

Buchinfo

Der New Yorker John Durham reist nach Paris, um seine alte Jugendfreundin Fanny zu umwerben. Fanny hat vor Jahren einen französischen Adligen geehelicht, von dem sie jedoch inzwischen getrennt lebt. Sie möchte John heiraten und nach Amerika zurückkehren, glaubt aber, dass ihr Ehemann und dessen Familie einer Scheidung niemals zustimmen würden. John versucht, sich der Unterstützung von Fannys Schwägerin, der einflussreichen Madame de Treymes, zu versichern. Aber Madame de Treymes verfolgt eigene Ziele und macht ihm ein unmoralisches Angebot.


Hinterher (1910)

Buchinfo

Durch eine geschäftliche Spekulation des Gatten plötzlich zu Geld gekommen, beschließen die amerikanischen Eheleute Ned und Mary Boyne, sich im Süden Englands anzusiedeln, und träumen von einem schön altmodischen, historienträchtigen Haus. Ned’s Bedingung freilich: Es müsse ein Geist dort umgehen! In Dorset finden die zwei tatsächlich ein Domizil aus der Tudorzeit, in dem es, sagt man, auch einen Geist geben soll. Nur habe es mit dem eine eigenartige Bewandtnis: Daß er ein Geist sei, erkenne man nicht gleich, sondern erst lange hinterher. Prompt machen die Boynes ihre Scherze über den seltsamen Hausgast. Doch das hätten sie besser nicht getan.


Die Schlittenfahrt (1911)

Buchinfo

Geschildert wird das Schicksal von Ethan Frome, ein Neuengland-Farmer, der keine andere Möglichkeit sieht, seiner egoistischen und herrschsüchtigen Frau Zeena zu entkommen, als mit ihrer Kusine Mattie, die er liebt, Selbstmord zu begehen. Der bei einer Schlittenfahrt unternommene Selbstmordversuch misslingt, Ethan und Mattie bleiben am Leben, werden jedoch beide zu Krüppeln. Ohne Aussicht auf Veränderung sind die drei Menschen nun dazu verdammt, ihr Leben auf der einsamen Farm in Armut zu verbringen.


Das Riff (1912)

Buchinfo

Anna Leith und George Darrow verlieben sich in ihrer Jugend in New York. Dann trennen sich ihre Wege: Darrow beginnt eine diplomatische Karriere, Anna verheiratet sich und ist in ihrer Ehe weder glücklich noch unglücklich. Als sie sich nach Jahren wieder treffen, ist Anna Witwe, Mutter von zwei Kindern und lebt in Frankreich. Sie verlieben sich erneut ineinander und planen eine gemeinsame Zukunft. Doch Anna, die nicht gelernt hat, Gefühle zuzulassen, schreckt vor ihrer aufkeimenden Leidenschaft zurück. Außerdem glaubt sie an ein Doppelspiel, ein Geheimnis, das man vor ihr zu verbergen sucht.


Die kühle Woge des Glücks (1913)

Buchinfo

"Sie hatte alles, was sie wollte, aber manchmal hatte sie das Gefühl, dass es noch Dinge gab, die sie vielleicht würde haben wollen, wenn sie von ihnen wüsste" 

Undine Spragg ist genauso skrupellos wie wunderschön. Sie hat nur ein Ziel: den Aufstieg in die bessere Gesellschaft. Als sich Ralph Marvell, der Spross einer der besten New Yorker Familien, in sie verliebt, scheint Undines Traum von Geld, Reichtum und Status in greifbarer Nähe. Doch schon während der Hochzeitsreise fürchtet die junge Frau, noch bessere Gelegenheiten zu verpassen. Bald ist ein neuer Verehrer gefunden, mit dem die schöne Undine auf der sozialen Leiter noch höher hinauf steigt. Edith Whartons Roman über Reichtum und Schönheit hat auch 100 Jahre nach seinem Erscheinen nichts an Aktualität eingebüßt. 


Sommer (1917)

Buchinfo

Die beklemmend schöne Liebesgeschichte eines einfachen Mädchens vom Lande und eines gebildeten Städters, die an den gesellschaftlichen Konventionen zerbricht.


Amerikanische Romanze (1920)

Buchinfo

Geld oder Liebe, Leidenschaft oder Pflicht? Der ehrgeizige New Yorker Anwalt Newland Archer muss sich entscheiden: Will er sein Leben mit May teilen, einer jungen Frau aus gutem Hause und wie geschaffen für sein berufliches Fortkommen? Oder steht er zu seinen Gefühlen für Mays Cousine Ellen, die im Begriff ist, gegen alle Konventionen zu verstoßen? Edith Wharton gelang mit dieser bewegenden Dreiecksbeziehung ein preisgekröntes Meisterwerk.

Auch erschienen als:
Im Himmel weint man nicht
Zeit der Unschuld


Der flüchtige Schimmer des Mondes (1922)
Auch erschienen als "Traumtänzer"

Buchinfo

Eine Villa am Comer See, ein Palazzo in Venedig, die exklusiven Salons in London und Paris – das sind die Schauplätze, an denen sich die High Society ein Stelldichein gibt. Die einzigen Außenseiter in dieser illustren Gesellschaft sind Susy und Nick Lansing. Frisch verheiratet und ohne einen Cent schmarotzen sie sich fröhlich von einer Sommerfrische zur nächsten. Wo immer das glückliche Paar auftaucht, ist mit Humor und Esprit für Unterhaltung gesorgt. Doch der Luxus, dem die jungen Schönen ungeniert frönen, ist teuer erkauft. Susy und Nick spüren immer mehr, dass sie unfrei, von ihren reichen Freunden abhängig sind. Eines Tages kommt es zum Eklat mit weit reichenden Folgen, Verirrungen und Verwirrungen. Doch am Schluss führt die Erkenntnis, dass ihre Liebe und wahre Bestimmung füreinander über allen Begehrlichkeiten nach einem leichtfertigen Glück steht, doch noch zum Happy End.


Dämmerschlaf (1927)

Buchinfo

Auf Dauer einen Platz in New Yorks High Society zu behaupten, ist ein aufreibender Fulltimejob. Wer wüsste das besser als Pauline Manford? Diszipliniert unterwirft sie sich und ihr Leben dem Diktat der besseren Kreise: trainiert körperliche und mentale Fitness, pflegt die richtigen Kontakte und ein wohldosiertes soziales Engagement. Alles ist gut, solange der Terminkalender voll ist. An mehr als einen leichten Dämmerschlaf ist in diesem lärmenden Partygetöse nicht zu denken, denn wer schläft, sündigt nicht – und wer nicht im Gespräch bleibt, ist schnell so langweilig wie der Trend der vorletzten Saison.


Ein altes Haus am Hudson River (1929)

Buchinfo

Wie hoch darf der Preis für einen Lebenstraum sein? Und wie bleibt man sich auf dem Weg dorthin treu? In kraftvollen Bildern erzählt Edith Wharton vom schmerzhaften Prozess künstlerischen Reifens. 

Für den jungen Vance Weston, den Sohn eines Immobilienspekulanten, hält die Zukunft ein komfortables Leben in der amerikanischen Provinz bereit. Doch der zarte 19-Jährige mit der lebhaften Fantasie hat eigene Pläne. Sein Herz führt ihn ins New York der Roaring Twenties – in die ersehnte Metropole des Geistes und der Literatur, aber auch der Macht und des Geldes. Auf den kometenhaften Aufstieg zum Liebling der Society folgt allzu rasch die große Ernüchterung. Vances einziger Lichtblick: die umsichtige Heloise Spear. In einem verlassenen Haus hoch über dem Hudson River hatte sie ihm einst die Augen für die Schönheit der Literatur geöffnet.


Gespenstergeschichten (1929)

Buchinfo

Ein Mann trifft seine tote Geliebte zum Rendezvous, eine Kammerzofe steht ihrer Herrin noch nach ihrem Tod zu Diensten und eine grausam ermordete Ehefrau findet keine Ruhe. Edith Whartons "Gespenstergeschichten"« entführen den Leser in die Welt des Unheimlichen, des Alptraums und des Überwirklichen. Sie gehören neben den Geschichten von Edgar Allen Poe und Henry James zu den besten der Weltliteratur.


Die Freibeuterinnen
(blieb seitens Wharton unvollendet, von Marion Manwaring 1993 zu Ende geschrieben)

Buchinfo

Die Handlung des vorliegenden Buchs beginnt 1876 in New York. Dort werden die Töchter des neuen Geldadels auf dem Heiratsmarkt feilgeboten. Zu ihnen zählen Nan und ihre Freundinnen. Zwar sind sie reich und schön, aber der Zugang zu höchsten gesellschaftlichen Kreisen bleibt ihnen verwehrt. Rat weiß die englische Gouvernante, die beste Beziehungen zum britischen Hochadel unterhält. Sie reist mit ihren Schützlingen nach London, wo Grafen und Barone nur darauf warten, eine gute Partie zu machen. Aber die kupplerische Betreuerin hat nicht damit gerechnet, daß eine "Gefühlsverirrung", die Liebe, ihre Pläne zunichte machen könnte.

Edith Wharton

Die amerikanische Schriftstellerin Edith Wharton (24.1.1862 - 11.8.1937) erhielt als erste Frau den Pulitzer-Preis für Literatur (Zeit der Unschuld, 1921). Für den Literaturnobelpreis wurde sie dreimal nominiert. Ihr erstes Buch war ein mit einem befreundeten Architekten veröffentlichtes Sachbuch, das ein großer Erfolg war und ein erstes Standardwerk der Innenarchitektur wurde.

Während des Ersten Weltkrieges half sie Flüchtlingen und schrieb Berichte über den Krieg für amerikanische Zeitungen.

Bis in die 1970er-Jahre galt ihr Werk als altmodisch. Doch durch ihre Biografie und verschiedene Verfilmungen ihrer Werke wurde sie wieder interessant.