Vor ein paar Jahren las in meinem Umfeld auf einmal jeder "Ein Baum wächst in Brooklyn" von Betty Smith. Bis dahin zählte sie wohl zu den "vergessenen Autorinnen". Wikipedia gibt nicht viele Infos zu ihrer Person. Doch reichlich habe ich da auf der englischen Seite gefunden:
Die US-amerikanische Schriftstellerin wurde als Elisabeth Lillian Wehner am 15. Dezember 1896 in Brooklyn, New York, geboren. Ihr bei uns bekanntestes Buch und zugleich ihr Debüt ist "Ein Baum wächst in Brooklyn". Es war für den Pulitzer-Preis nominiert und wurde 1945 von Elia Kazan verfilmt.
Ihre anderen drei Werke "Tomorrow will be better" (1947), "Maggie-Now" (1949) (dt. "Verwehte Träume" und "Joy in the Morning" (1963) (dt. "Glück am Morgen") waren in Amerika Bestseller, erreichten die Top-Ten-Listen und sind in Deutschland eher unbekannt.
Die Eltern waren Deutsch-Amerikaner der ersten Generation. Die Familie - Betty hatte eine jüngere Schwester und einen jüngeren Bruder - zog mehrmals in verschiedene Mietshäuser an der Montrose Avenue und der Hopkins Street. So richtig niedergelassen haben sie sich dann in einem Mietshaus im obersten Stockwerk der 702 Grand Street. Dieses Haus in der Grand Street galt als Kulisse für "Ein Baum wächst in Brooklyn".
In einem Interview mit der The New York Times (18. Januar 1972) soll sie gesagt haben, dass sie schon mit acht Jahren wusste, „dass ich eines Tages ein Buch schreiben würde". Sie war eine eifrige Bibliotheksgängerin und veröffentlichte mit elf Jahren zwei Gedichte.
Die Mutter zwang sie nach der 8. Klasse, die Schule zu verlassen und die Familie mitzuernähren. Mit 18 besuchte sie die Girls' High School in Brooklyn und hatte gleichzeitig einen Nachtjob in Manhattan. Mit 20 hatte sie einen gut bezahlten Job beim Postdienst der Vereinigten Staaten, bei dem sie volltags arbeiten musste. So musste sie die Weiterbildung aufgeben.
1917 lernte sie ihren späteren Ehemann George Smith kennen, zwei Jahre später ging sie mit ihm nach Ann Arbor, Michigan, wo er an der Universität Jura studierte. Sie heirateten am 18. Oktober 1919 und bekamen zwei Mädchen. Erst als beide zur Schule gingen, nahm Betty Smith ihre Weiterbildung wieder auf. Sie schrieb sich an der Ann Arbor High School ein, was der Schulleiter ungewöhnlich fand, aber er fand kein Gesetz dagegen, dass eine verheiratete Frau die Highscool besuchen durfte. Doch wieder konnte sie keinen Abschluss machen, weil ihr Mann auswärts Arbeit fand und wieder ein Umzug anstand.
Die Karriere von George Smith verlief zwar erfolgreich, aber der Beruf des Anwalts war für ihn unbefriedigend. So ging die Familie wieder nach Ann Arbor zurück. Trotz der nicht abgeschlossenen Highscool durfte Betty Smith an der Universität Kurse als Sonderschülerin besuchen, ohne sich immatrikulieren zu müssen.
Während dieser Zeit begann sie nun auch ernsthaft zu schreiben. Sie reichte Artikel bei Zeitungen ein und schrieb Theaterstücke. Sie liebte das Theater:
"In all den Jahren meines Heranwachsens habe ich mindestens ein Theaterstück pro Woche gesehen. Ich erledigte Besorgungen, opferte kindisch Penny-Bonbons, kümmerte mich um Babys und brachte Pfandflaschen mit. Ich hatte ein Ziel: Einen Cent pro Woche zusammenzubringen, um die Samstagsmatinee bei einer der drei Brooklyner Aktiengesellschaften in unserer Nachbarschaft zu sehen."
Die Familie hatte finanzielle Sorgen, doch diesmal nahm sie keine Teilzeitjobs an, sondern setzte ihre schriftstellerischen Bemühungen fort.
Seit Ender der 1930er Jahre begann sie, sich an einem Roman versuchen. Sie wollte über etwas schreiben, das ihr vertraut war. Und so richtete sich ihr Blick auf die Mietskasernen und Straßen von Brooklyn. Drei ihrer vier geschriebenen Bücher hatten Brooklyn zum Schauplatz.
Vor allem aufgrund der Untreue ihres Mannes trennten sich Betty und George und ließen sich 1938 scheiden. Betty Smith heiratete noch zweimal, doch mit beiden Männern hatte sie kein Glück. Mit dem einen hatte sie absolut nichts gemeinsam. Der andere, der ein langjähriger Freund und Weggefährte war, hatte Alkohol- und Herz-Kreislauf-Probleme und starb 1959.
Am 17. Januar 1972 starb Betty Smith im Alter von 75 Jahren in Shelton, Connecticut, an einer Lungenentzündung.