Buchinfo
Das Rätsel der "Die tickende Bratpfanne" ist schnell gelöst: ein kunstgewerblich angehauchtes Produkt der Uhrenindustrie im Arbeitszimmer der Autorin läßt Besucher je nach Geschmack entzückt oder grämlich blicken. ("Meine tickende Bratpfanne kann zaubern; sie zwingt zur Stellungnahme.") Stellung genommen hat Inge von Wangenheim zeit ihres Lebens - wobei es nun freilich oft um unendlich Wichtigeres ging als um den Spaß an einer Bratpfannen-Uhr. Im Prisma ihrer Persönlichkeit brechen sich Ausstrahlungen einer ganzen Epoche. Die Kunst, ihre Schöpfer und Interpreten stehen in diesem kaleidoskopischen Erinnerungsbuch im Zentrum eigenen Erlebens. Zumeist überzeugend, zuweilen zum Widerspruch anregend. Da sind die "goldenen Zwanziger", da sind die bitter-heroischen Jahre der Emigration, des Neubeginns ... Da sind Verehrte wie Helene Weigel, Horst Caspar und Heinrich Greif, Zwielichtige wie Gustaf Gründgens, Weggefährten und Gegenspieler ... Da sind Essay und Glosse, Lyrisches und Anekdotisches ... Und dies alles ästhetisch reizvoll und springlebendig im Blickpunkt einer Frau, die Verstand und Gefühl nicht trennt.
Buchbeginn
Warum die Bratpfanne tickt
Damit ich weiß, wann mir die Stunde schlägt - könnte ich sagen. Aber die Sache hat doch mehr Hintergrund, und zwar diesen:
Ich habe es nie zum Besitz einer Zimmeruhr gebracht - zeit meines Lebens nicht. Natürlich meine ich nicht so einen monumentalen Standklotz aus Eiche und falschem Barock, der mit seinem umständlichen "ging-gong" Tote erweckt, nein - ich dachte immer nur an eine schlichte Stundenzählerin ohne Stil und höheren Anspruch, aber mit Schlüssel zum Aufziehen, deren traulich-verläßliches "ticketacke" über meine beschränkten Verhältnisse das Fluidum einer gewissen Solidität, ja, eines gewissen Wohlstands hätte werfen können...
Greifenverlag zu Rudolstadt, 1975
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