Ihre Gedichte sind alle so traurig. Genau wie ihre Briefe. In denen sie sich auch oft wiederholt. Sie kann so vieles, was sie gerne möchte, nicht schreiben, weil sie zensiert werden. Zu Beginn klingen sie manchmal noch hoffnungsvoll, doch je mehr Zeit vergeht - ihr könnt es euch denken.
Der Brief, den sie nach ihrem Betriebsunfall nach Hause schrieb. Er ist eine Untertreibung. Schließlich wurde sie erst so gut wie gar nicht behandelt und dann auch noch falsch:
"Leipzig Meusdorf, den 29. Januar 1955
Liebe Eltern! Durch einen schweren Betriebsunfall bin ich am 26. Januar nach Leipzig verlegt worden. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Es wird viel für mich getan. Mich hat es mal wieder am Kopf erwischt, aber ich versuche, alles so gut wie möglich zu ertragen. Bitte richtet Pakete danach ein, viel Obst. Den Brief dürft ihr mir beantworten, die Adresse ist, wie der Absender lautet. Lasst euch alle grüßen von eurer Traudl."
Auflehnung und Angst, Resignation und immer wieder Hoffnung auf ein freies und selbstbestimmtes Leben prägen die Gedankenwelt von Edeltraud Eckert, die Anfang der 50er Jahre wegen ihrer regimekritischen Haltung im DDR-Gefängnis Waldheim einsaß. In einem ebenso berührenden wie authentischen Gedichtzyklus verarbeitet sie ihre innere Zerrissenheit und ihre Ohnmacht gegenüber dem Zwangsapparat der DDR.
Zusammen mit den Briefen an ihre Eltern, die sie einmal monatlich unter Aufsicht schreiben durfte, ergibt sich so ein erschreckend klares Bild von den regiden und menschenverachtenden Methoden politischer Verfolgung in der DDR.
Mit "Jahr ohne Frühling" werden der Öffentlichkeit erstmals sämtliche Gedichte und Briefe von Edeltraud Eckert zugänglich gemacht. Zugleich bildet das Buch zusammen mit Radjo Monks "Blende 89" den Auftakt der auf 20 Bände angelegten Reihe "Die Verschwiegene Bibliothek".
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