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Agnes Smedley wurde 1892 in eine arme, von Arbeitslosigkeit und Wanderarbeit geprägte
Bergarbeiterfamilie in Osgood, Missouri, geboren. Der Vater Charles Smedley war Bergarbeiter und oft arbeitslos; die Mutter Sara Smedley kämpfte als Wäscherin um das tägliche Überleben der Kinder. Mit 14 Jahren musste sie eine Stelle als Haushaltshilfe annehmen, um die Mutter und die Geschwister zu unterstützen. Bereits zwei Jahre später bestand sie die Prüfung als Lehrerin in New Mexico und arbeitete in Terico. Bald musste sie zur Familie zurückkehren, weil die Mutter bereits im Alter von 38 Jahren starb und sie sich um ihre vier Geschwister kümmern musste.
Im September 1911 wurde sie „special student“ an der Tempe Normal School (heute Arizona State University), wo sie sich durch ihr journalistisches Talent und politischen Mut auszeichnete – unter anderem wurde sie Redakteurin der Studentenzeitung. Dort traf sie Thorberg Brundin und ihren Bruder Ernest. Beide waren Mitglieder der Sozialistischen Partei Amerikas und brachten Agnes die sozialistischen Ideen näher. Sie luden Agnes ein, mit ihnen nach San Francisco zu gehen, und 1912 heiratete sie Ernest Brundin. Jedoch war die traditionelle Ehe für Agnes nicht das geeignete Lebensmodell. Sie hatte in ihrer Kindheit zu viele Frauen erlebt, die unter der Last vieler Schwangerschaften oder illegalen Abtreibungen schwer gelitten hatten, die nicht wussten, wie sie die Kinder ernähren sollten – und die sehr weit entfernt waren von einem selbstbestimmten Leben. Auf keinen Fall wollte sie durch Kinder am Studieren und Schreiben gehindert werden. Die Ehe wurde 1916 geschieden.
Im selben Jahr trat Agnes Smedley in die Socialist Party of America ein, 1917 zog sie nach New York.
Dort arbeitete sie im Umfeld der Geburtenkontrollbewegung mit Margaret Sanger zusammen und schrieb für die Zeitschrift Birth Control Review. Darüber hinaus engagierte sie sich in der Unterstützung der indischen Unabhängigkeitsbewegung. Im März 1918 wurde sie entsprechend dem Espionage Act von dem U.S. Naval Intelligence Bureau festgenommen. Die indische Unabhängigkeitsbewegung wurde im 1. Weltkrieg als anti-britisch vom Deutschen Kaiserreich unterstützt. Agnes verbrachte zwei Monate im Gefängnis, im November 1919 wurde die Anklage fallengelassen.
Von 1919 bis 1928 lebte Agnes Smedley in Berlin, obwohl sie eigentlich in die Sowjetunion und nach Indien wollte. Auch dort bewegte sie sich im Umfeld indischer Revolutionäre und lernte Virendranath Chattopadhyaya kennen. Sie lebten zusammen, sie bezeichnete sich als seine Frau und benutzte seinen Namen – aber sie heiratete ihn nicht. 1925 verließ sie ihn. Dann hatte sie zeitweise eine Beziehung mit einem indischen Studenten von der Oxford University, Barkat Ali Mirza, der sich 1926 in Berlin aufhielt. Er wollte sie religiös-islamisch heiraten, aber sie lehnte dies ab.
In Berlin unterrichtete Agnes Englisch, bildete sich in Asienwissenschaften fort und engagierte sich für Kliniken für Familienplanung. Für die Zeitschriften „The Nation“ und „New Masses“ berichtete sie über die Weimarer Republik. Ein kurzer Aufenthalt in der Sowjetunion enttäuschte sie hinsichtlich der dortigen Verhältnisse.
In dieser Zeit schrieb sie ihren autobiografisch inspirierten Roman „Daughter of Earth“ (1929), der ihre Herkunft und ihr Erwachsenwerden dramatisierte. Der Roman wird als klassisches Werk proletarischer und feministischer Literatur bezeichnet.
1928 reiste sie als Sonderkorrespondentin für die Frankfurter Zeitung und den Manchester Guardian nach Shanghai. Ab 1930 hatte sie eine Beziehung mit dem Spion Richard Sorge, die sie als „kameradschaftlich“ bezeichnete. Sie unterstützte ihn. Unklar ist, inwieweit sie an seiner Spionagetätigkeit teilhatte. Agnes Smedley bestritt bis zu ihrem Tod, Spionin gewesen zu sein. Sie definierte sich als Revolutionärin, Antifaschistin und Internationalistin, die im Kampf gegen Imperialismus und für soziale Gerechtigkeit Partei ergriff – vor allem für China.
Die meisten Historiker:innen gehen heute davon aus, dass sie zumindest in den 1930er Jahren Kontakte zum sowjetischen Nachrichtendienst GRU hatte. Wahrscheinlich spielte sie eine Nebenrolle im Netzwerk von Richard Sorge, z. B. indem sie ihn mit vielen für ihn interessanten Leuten bekannt machte und vielleicht auch Informationen weitergab. Sie war vermutlich nicht im engeren Sinn eine professionelle Spionin, sondern eine politisch motivierte Aktivistin, deren Loyalität gegenüber revolutionären Bewegungen sie in die Nähe sowjetischer Geheimdienststrukturen brachte.
In China freundete sie sich mit Lu Xun an (er gilt in der Volksrepublik China als Begründer der modernen Literatur), berichtete für internationale Zeitungen und publizierte 1933 „Chinese Destinies“ und 1934 „China's Red Army Marches“, in denen sie die kommunistische Revolution und Armee porträtierte.
Schon 1936 berichtete sie über den Xi’an-Zwischenfall, und 1937 reiste sie nach Yan’an zu Mao Zedong – als eine der ersten westlichen Journalisten überhaupt, die im Zentrum der Revolution tätig waren. Während des Zweiten Sino-Japanischen Krieges begleitete sie die Achte Route-Armee, schrieb „China Fights Back“ (1938) und personalisierte das Kriegsgeschehen in ergreifenden Reportagen.
In dieser Zeit hatte Agnes Smedley enge Freundschaften und möglicherweise intime Bindungen mit führenden Persönlichkeiten der kommunistischen Bewegung. Überliefert sind etwa sehr persönliche Beziehungen zu Zhu De, dem späteren Oberkommandierenden der Roten Armee, und auch eine Nähe zu dem Arzt Ma Haide (Shafick George Hatem). Offiziell blieb sie unverheiratet und kinderlos – auch weil sie Freiheit und Unabhängigkeit höher schätzte als bürgerliche Sicherheit. Allerdings litt sie auch unter gesundheitlichen Problemen, sie kämpfte immer wieder mit Depressionen und einem tiefen Gefühl der Einsamkeit. Zeitgenossen berichten, dass sie zwar eine charismatische, witzige und mutige Frau war, gleichzeitig aber ruhelos, verletzlich und oft zerrissen zwischen Leidenschaft und Enttäuschung.
1941 kehrte sie in die USA zurück, veröffentlichte 1943 ihr bedeutendes Werk „Battle Hymn of China“, eine Mischung aus Biografie, Kriegsreportage und Reflexion.
In den 1940er Jahren lebte sie in Yaddo, einer Schriftstellerkolonie im Norden des Bundesstaates New York, und zeitweise mit Edgar Snow zusammen.
Im Jahr 1947 wurde sie von General Douglas MacArthur der Spionage beschuldigt und vom FBI überwacht. Den Vorwurf der Spionage für die Sowjetunion konnte sie zwar erfolgreich juristisch zurückweisen, jedoch schadete dies dauerhaft ihrem öffentlichen Ruf.
Unter dem wachsenden Druck verließ Agnes im Herbst 1949 die Vereinigten Staaten und ging ins Exil nach England. Dort verfasste sie unvollendet die Biografie „The Great Road“ über Zhu De, die 1956 posthum erschien. Ihre Gesundheit war zu dieser Zeit bereits angeschlagen: Sie litt an einem chronischen Magengeschwür, unter Unterernährung und Erschöpfung nach Jahren entbehrungsreicher Arbeit in China. Im Frühjahr 1950 verschlimmerten sich ihre Beschwerden. Ärzte stellten ein schweres Magengeschwür fest, Komplikationen nach einer Magengeschwür-Operation führten zu akutem Kreislaufversagen.
Daran verstarb sie am 6. Mai 1950 in London, ihre Asche wurde später auf dem Babaoshan-Revolutionsfriedhof in Peking beigesetzt – als Zeichen ihrer Verbundenheit mit der chinesischen Revolution. Auf ihrem Grabstein steht in Chinesisch: „Freundin des chinesischen Volkes.“
In Dresden und Chemnitz wurden Straßen nach ihr benannt.
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Agnes_Smedley
https://german.cri.cn/china/china_heute/3255/20210527/665792.html
https://www.reddit.com/r/Kommunismus/comments/1ikd169/agnes_smedley_18921950_kom
munistin_der/
https://www.stadtwikidd.de/wiki/Agnes-Smedley-Stra%C3%9Fe
https://www.encyclopedia.com/women/encyclopedias-almanacs-transcripts-andmaps/
smedley-agnes-1892-1950
https://spartacus-educational.com/USAsmedleyA.htm
https://arsfemina.de/buch/mackinnon-stephen-r/agnes-smedley
https://spartacus-educational.com/USAsmedleyA.htm

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