Kaum hatte Virginia Woolf im Oktober 1924 das Manuskript zu "Mrs Dalloway" abgeschlossen, da sah sie bereits den "Alten Mann" vor sich, den Mr Ramsay aus "Zum Leuchtturm", das Porträt ihres Vaters Sir Leslie Stephen. Im Januar 1927 war das Manuskript abgeschlossen. "Ich schreibe jetzt so schnell und leicht, wie ich nur je in meinem Leben geschrieben habe...", vermerkt sie in ihrem Tagebuch. Wie in "Mrs Dalloway" steht im Mittelpunkt dieses Romans eine Frau, die sehr schöne, von verschleierter Trauer erfüllte Mrs Ramsay, der Virginia Woolf Züge ihrer geliebten Mutter gibt. Mrs Ramsay hat die Begabung, Menschen, die sie umgeben - die Familie, die aus ihrem ichbezogenen Mann und acht Kindern besteht, sowie Sommergäste in einem abgeschiedenen Ferienhaus auf den Hebriden -, intuitiv zu verstehen und miteinander zu verbinden. Das Verhalten dieser Menschen mit- und gegeneinander, die kleinen Ereignisse, Erinnerungen, Visionen, Beobachtungen bilden im Spiegel des Bewußtseinsstroms die Handlung des Romans. Konsequent ist die Komposition in drei Teilen. Die im ersten Teil geplante, aber mißglückte Fahrt zum Leuchtturm, die zehn Jahre später im dritten Teil nachgeholt wird, bildet motivisch eine von vielen Klammern. Dieser Roman, den Leonard Woolf ein "philosophisches Gedicht" nannte, ist nach Meinung vieler Literaturkenner in der Virtuosität der Erzähltechnik ihr vollkommenster Roman.
Buchbeginn
"Doch, bestimmt, wenn es morgen schön ist", sagte Mrs Ramsay. "Dann mußt du aber schon ganz früh aus den Federn", setzte sie hinzu.
In ihrem Sohn lösten diese Worte eine ungeheure Freude aus, als stehe nun fest, daß die Unternehmung auf jeden Fall stattfinden und das Wunderwerk, auf das er sich seit Jahren und Jahren, so schien es, gefreut hatte, nach dem Dunkel nur einer Nacht noch und einem Tag Bootsfahrt in greifbare Nähe rücken würde.

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