Buchinfo
Sommer 1932: Die soziale Not in Deutschland erreicht einen neuen Höhepunkt. In dem rheinhessischen Dorf Oberweilerbach stehen die Kleinbauern vor dem Ruin, selbst die Großbauern befinden sich in Kreditnot. Frauen und Heranwachsende sind Opfer brutaler Ausbeutung. In dieser Situation trifft mit Johann Schulz ein unbekannter ‚roter‘ Flüchtling ein; sein Steckbrief hängt öffentlich in der Kreisstadt aus. Man beschuldigt ihn, bei einer Demonstration einen Polizisten getötet zu haben. Der ausgesetzte Kopflohn wird zur Versuchung, und es ist eine Frage der Gesinnung, wer ihn schließlich denunziert. Denn im Dorf werben die Nazis, die vor allem auf die Jugend große Anziehungskraft ausüben.
Anna Seghers‘ erster Exilroman durchdringt den menschlichen und sozialen Nährboden für den Aufstieg der NSDAP. Er beeindruckt durch seine sprachliche Intensität und den gestalterischen Reichtum der erzählerischen Mittel.
Buchbeginn
Bastian kam als letzter vom Feld, klappte die Zauntür zu, kratzte den Schmutz von der Hacke, legte sie an ihren Platz im Schuppen, wusch sich Gesicht und Hände an der Pumpe. Sein Kopf blieb gesenkt, seine Schultern vorgezogen, weil ihm der Rücken vom vielen Bücken spannte. Vor der Haustür bückte er sich tief zum letztenmal. Er wollte zwei Kartoffeln aufheben, die Dora aus dem Korb gefallen waren. Dabei wurde ihm schwindlig. Einen Augenblick stand er vierbeinig da, die Hände auf der Erde, um nicht umzukippen. Diesen Augenblick lang trug er eine unermeßliche Last auf seinem waagrechten Rücken. Dicht hinter ihm stand der Tod, die Hand erhoben, um noch einen kleinen Brocken zu der Last zu legen; dann war es um den Mann geschafft.
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