Buchinfo
Fünf Uhr Nachmittag - das ist die Stunde zwischen Tag und Abend, da der Mensch allein ist mit den Problemen seiner Existenz und in der Gefahr schwebt, in jene Vereinsamung zu geraten, welche uns heute immer stärker bedroht. Deutschland und Venezuela, tropische Hafenstädte mit herrlichen Villen, Luxushotels und Elendshütten, die Redaktion der Berliner Illustrierten KOMET - das sind die Schauplätze des neuen großen Romans von Alice Ekert-Rotholz, der wieder in den Bereich der karibischen Welt führt und den Leser mit einer Fülle faszinierender Gestalten bekannt macht - Menschen unter dem Zeichen eines gemeinsamen Schicksals, das sie miteinander verkettet und gegen das sie sich auflehnen.
Das gilt für Carlos Sanchez, den einflußreichen Wirtschaftsführer, der ein düsteres Geheimnis aus den Jahren des "Dritten Reiches" zu hüten hat, wie für Carla Moll, eine junge Berliner Journalistin, die diesem Geheimnis nachspürt - und dabei ihrem einstigen Liebhaber Sanchez wiederbegegnet. Es gilt für Elliot Cooper aus Chicago, den seiner Frau Naomi entfremdeten "Zugvogel der Industrie", wie für den deutschen Ingenieur Ulrich Bendix, dem die Tochter einer Mulattin, attraktiv, aber mit dunkler Vergangenheit, deutlich macht, daß Venezuela kein Land für treuherzige Idyllen ist. Es gilt für den Guerilla-Kämpfer Camilo de Padilla, der "Yanqui Cooper" mit tödlichem Haß verfolgt; es gilt für Oskar Ribbeck, den erfolgreichen Chefredakteur des KOMET, einen Mann vielseitiger geistiger und organisatorischer Gaben, der Carla Moll das Bewußtsein ihres eigentlichen Talents vermittelt und als zweiter Mann entscheidend in ihr Schicksal eingreift; und es gilt vor allem für den Mann im Hintergrund, dessen Schatten auf Carla Molls und Carlos Sanchez' Leben fällt: für Bonhoff, den Fremden am Orinoco-Fluß.
Liebe und innere Konflikte, Intrigen und die Schatten des Gestern, Erfolg, der nur Deckmantel des Scheiterns ist, Versagen als Chiffre einer Wiedergewinnung des Selbstbewußtseins - das sind die Pole und Spannungspunkte, zwischen denen die Menschen dieses Romans leben und handeln. Die Kette der Begebnisse hält den Leser in Atem, fasziniert ihn bis zur letzten Seite. Ein Panorama der Leidenschaften und zugleich eine "Menschliche Komödie" unserer Zeit.
Buchbeginn
Pilar Alvarez war gerade aus dem Büro nach Haus gekommen, als das Telefon Sturm läutete. Sie runzelte die Stirn. Sie hatte den ganzen Tag in der Firma Alvarez & Sanchez, Caracas, Sekretäre und Computer eingeschüchtert, Ingenieure für die industriellen Planungen im Orinoco-Gebiet "verhört" und wollte sich nun in ihrer düsteren Art einen gemütlichen Abend machen. Einen Augenblick saß Pilar regungslos da und ließ das Telefon lärmen. Das konnte nur ihre Stiefschwester Teresa in Mérida sein. Teresa war unmöglich. Sie rief nur an, wenn sie etwas wollte, und sie wollte immer etwas ... Ihre Stimme wurde dann sanft und einschmeichelnd, aber Pilar fand sie klebrig wie Sirup auf steinhartem Brot. Pilar nahm den Hörer und fragte mürrisch, was Teresa wieder wolle. Aber es war nicht Teresa, sondern Juana Alvarez aus Mérida, rund fünfhundert Kilometer von Caracas entfernt: "Bist du am Apparat, Pilar?"
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