Samstag, 30. August 2025

Maria Edgeworth: Meine hochgeborene Herrschaft

Buchinfo

Maria Edgeworth (1.1.1767-22.5.1849) lebte wie ihre Zeitgenossin Jane Austen unverheiratet auf dem Lande. So hatte sie Muße, ihre Umwelt – die benachbarten Adelsfamilien samt ihrer zahlreichen Dienerschaft und ihren Pächtern – aufmerksam zu beobachten und in Romanen und Erzählungen abzubilden. Ihre Kunst der Charakterisierung, ihr Humor und ihr Gerechtigkeitsempfinden vereinen sich auf das glücklichste in dem Sittenroman „Meine hochgeborene Herrschaft“.

Vier Generationen braucht die Herrschaft derer von Rackrent, um ihr Besitztum herunterzuwirtschaften. Sie quält sich nicht damit herum, sondern besorgt dies mit Stil, im Rausch, und zwar jeder der vier Träger des ehrwürdigen Namens auf seine Art. Sir Patrick gibt die feuchtfröhlichsten Gelage, Sir Murtagh führt die glänzendsten Prozesse, Sir Kit vergnügt sich im englischen Badeort Bath, ist der beliebteste Gentleman dort und macht eine schwerreiche Partie, Sir Condy gar wird ins Parlament gewählt. Allein, so hoch auch das Ansehen des traditionsreichen Hauses ins Kraut schießt, zum Ernten kommt die Familie nicht. Das große Gesellschaftsleben, die lukullischen Genüsse, die stolzen Erfolge sind Seifenblasen. Bald finden sich keine Kerzen mehr im Haus, die Scheiben bleiben zerbrochen, die Tore liegen danieder, und schließlich gleiten Grund und Boden den aristokratischen Eigentümern aus den Händen.


Buchbeginn

Montag morgen

Da ich es freiwillig übernommen habe, die "MEMOIREN ÜBER DIE FAMILIE RACKRENT" zu veröffentlichen - aus Freundschaft zu der Familie, auf deren Besitztum ich und die Meinen, der Himmel sei gepriesen, seit undenklichen Zeiten pachtfrei wohnen -, halte ich es für meine Pflicht, zunächst einmal einige Worte über mich selbst zu sagen. Mein richtiger Name ist Thady Quirk, doch in der Familie war ich nie unter anderem Namen als der "ehrliche Thady" bekannt. Später, zur Zeit des seligen Sir Murtagh, nannte man mich, wie ich mich erinnere, den "alten Thady", und jetzt bin ich zum "armen Thady" geworden, weil ich im Sommer wie im Winter einen langen Überrock trage, der sehr praktisch ist, denn ich stecke meine Arme niemals in die Ärmel; daher sind sie noch so gut wie neu, obwohl ich den Mantel zum kommenden Allerheiligenfest just sieben Jahre habe; wie ein Umhang wird er durch einen einzigen Knopf um den Hals befestigt.

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