Freitag, 12. September 2025

Sigrid Boo: Dienstmädchen für ein Jahr (1930)

 Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
Herausgegeben von Magda Birkmann und Nicole Seifert
Rowohlt Kindler 2025
rororo Entdeckungen, Band 10

Buchinfo

Eine literarische Wiederentdeckung aus dem Norwegen der dreißiger Jahre

"Hausarbeit ist nun wirklich keine Kunst." Das hätte Helga in ihrer Eifersucht auf die neue Freundin ihres Schwarms nicht sagen sollen. Denn schon ist sie eine folgenschwere Wette eingegangen: Schafft sie es, ein Jahr als Dienstmädchen durchzuhalten, muss Jørgen ihr einen Ring schenken. Dabei hat die lebenslustige junge Frau selbst nie einen Finger im Haushalt gerührt. Als sie anonym auf einem Landgut in Dienst tritt, beginnt ein neues Leben. Wo sie früher bei Festen als Gast am gedeckten Tisch saß, muss sie nun bedienen und tagein, tagaus hart arbeiten. Gleichzeitig erfährt sie unter der Dienstbotenschaft einen Zusammenhalt, den sie so noch nicht erleben durfte, besonders angetan hat es ihr Chauffeur Hans. Sie beginnt zu ahnen, was im Leben wirklich zählt. Aber was würde geschehen, wenn die anderen wüssten, wer sie wirklich ist?


Buchbeginn

Ganz ehrlich - ich war in einer absolut unterirdischen Stimmung.

So eine Stimmung erlaubte ich mir nicht gerade häufig. Meine Güte, man hatte schließlich gelernt, lächelnd durchs Leben zu gehen. Das Leben ist ein Jammertal - diese Tatsache darf man nicht zu schwer nehmen. Aber irgendwo muss auch mal Schluss sein! Wenn sich das Dasein dermaßen ärgerlich gestaltet wie an diesem Tag, ist es komplett unmöglich, sich nichts anmerken zu lassen.


Zitate

"Wir sprachen über das moderne junge Mädchen", sagte der kleine Rechtsanwalt Larsen wichtigtuerisch. "Wir haben darüber diskutiert, wieweit sie etwas taugt oder nicht."


Oberflächlich betrachtet sind wir so verschieden wie Nacht und Tag, aber diese Unterschiede reichen nicht sehr tief. Wir haben so ungefähr die gleichen Einstellungen, lachen über dasselbe, sind gerührt von demselben, ärgern uns über dasselbe. Ich will zwar nicht behaupten, ich besäße in dieser Hinsicht umwerfende Erfahrung, aber ich glaube doch, das ist das Wichtigste für zwei, die fürs Leben ihren Kram zusammenschmeißen wollen. Auf diese Weise entdeckt man später nicht, dass man einen wildfremden Menschen geheiratet hat.


Nenn mich nicht stur, wenn wir das schöne Wort charakterfest haben!

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