aufbau Taschenbuch 2024
Liebe Leserinnen*,
ihr wundert euch vielleicht, dieses sehr aktuelle Buch hier zu sehen. Vielleicht denkt ihr: Och ne, noch ein Buch über Frauen und eine Buchhandlung. Ja, das war auch meine erste Befürchtung.
Doch wie positiv bin ich überrascht worden. Es ist so eine tolle Geschichte und erinnert mich ein kleines bisschen an uns drei, die diesen Blog befüllen. Nicht von der Zeit her, denn die Geschichte spielt in den 1950er-Jahren, aber vom Thema her.
Der Buchladen Bloomsbury Books in London wurde mir beim Lesen immer heimischer. Als wenn er meine Stammbuchhandlung wäre. Dieses Gefühl hatte ich noch nie bei all den Büchern über Bücher, die ich bisher gelesen habe. Eine Buchhandlung mit einer angeschlossenen Abteilung für antiquarische Bücher. Ich weiß nicht, ob es das heute noch oft gibt. In einer meiner wenigen Buchhandlungen in Aurich gab es das mal, da habe ich oft rumgestöbert, da wir ja nicht mit einem Antiquariat gesegnet sind. Aber das ist schon lange her.
Bloomsbury Books gibt es schon seit Jahrzehnten und wird konservativ geführt. Bedeutet, dass die drei Frauen Evelyn "Evie" Stone, Vivien Lowry und Grace Perkins nichts zu sagen, geschweige denn zu entscheiden haben (es sind die 1950er Jahre). Das soll sich ändern, als der alte Geschäftsführer eines Tages zusammenbricht und Evie ihm quasi das Leben rettet. Er fällt für längere Zeit aus.
Alec McDonough, leitender Angestellter in der Romanabteilung soll den Laden schmeißen. Für Vivien ergibt sich so die Möglichkeit, sich als stellvertretende Leiterin eben dieser Abteilung auszutoben. Was ihr am wichtigsten ist, dass weibliche Autorinnen sichtbarer platziert werden. Und das neue weibliche Autorinnen überhaupt erst mal geordert werden, weil es fast keine gibt.
Grace ist die ältere der drei Frauen, sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Ihr Mann ist zu Hause, sodass sie diejenige ist, die das Geld nach Hause bringt. Statt sie zu unterstützen, lässt er nur seine schlechte Laune an ihr aus und will über alles, was sie tut, unterrichtet sein. Nur sehr langsam erkennt sie, dass die Ehe ihr nicht mehr gut tut und sie denkt über eigene Ziele nach:
"In diesem Moment jedoch, da sie im Spielzeugladen stand und ihre Jungen beobachtete - ohne ihren Vater, den sie kein bisschen vermissten -, erlaubte sich Grace eine kleine und gefährliche Ahnung dessen, was sie wirklich wollte. Und es war ganz und gar nicht das, was sie hatte."
Zu guter Letzt ist da noch Evie, meine liebste Protagonistin. Sie arbeitet in der antiquarischen Abteilung und soll dort die Bücher katalogisieren. Sie hat studiert, was ihr aber nichts nutzt. Die akademische Welt bleibt ihr verschlossen. Man spielt ihr übel mit.
Sie ist am kürzesten in der Buchhandlung, hat eigene Ziele. Vorrangig sucht sie ein vergessenes, wertvolles Buchmanuskript. Langfristig forscht Evie nach vergessenen, ignorierten und unterschätzten Schriftstellerinnen. Und sie möchte diese Autorinnen neu auflegen.
Spannend wird es, als Evie entlassen wird und die Frauen sich etwas einfallen lassen müssen, um ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.
Das Buch entstand während der Pandemie, also ist es nur gerecht, wenn es ein Happy End gibt.
Einen weiteren Roman von der Autorin habe ich mir auch schon besorgt: Teatime im Jane-Austen-Club
Buchinfo
Bloomsbury Books ist eine traditionsreiche Londoner Buchhandlung, deren Fortbestehen auf 51 unverrückbaren Regeln beruht. Doch als Grace, Vivian und Evie 1950 gemeinsam in dem Buchladen arbeiten, stellen die drei Frauen schon bald fest, dass sie die Regeln brechen müssen, wenn sie Veränderungen anstoßen wollen. Evie, die als eine der ersten Frauen in Cambridge studieren durfte, kämpft dafür, auch die Literatur von Autorinnen ins Sortiment aufzunehmen. Als sie in den alten Beständen der Buchhandlung eine Erstausgabe eines Buches findet, das als verschollen gilt, fügt sie mit diesem Fund nicht nur der Literaturgeschichte ein neues Kapitel hinzu - die Entdeckung bietet den drei Frauen endlich die Chance, für ihre eigenen Ideale und Wünsche einzustehen...
Buchbeginn
Prolog
Cambridge, England
19. Dezember 1949
Mit dickem Wollmantel bekleidet saß Evie Stone in ihrem winzigen Einzimmerapartment. Sie wohnte am nördlichen Ende der Castle Street, von wo aus das College gerade noch fußläufig zu erreichen war. Allerdings war Evie keine Studentin mehr - ihre Tage an der Universität waren gezählt, und in den nächsten vierzig Minuten würde sich entscheiden, wie viele ihr noch blieben.
Zitat
"In diesem Moment jedoch, da sie im Spielzeugladen stand und ihre Jungen beobachtete - ohne ihren Vater, den sie kein bisschen vermissten -, erlaubte sich Grace eine kleine und gefährliche Ahnung dessen, was sie wirklich wollte. Und es war ganz und gar nicht das, was sie hatte."
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