Ein halbes Jahrhundert gemeinsamen Lebens, und das hieß ganz selbstverständlich auch: gemeinsamer literarischer Arbeit, verband und verbindet Friederike Mayröcker und Ernst Jandl. Unmittelbar nach dem Tod des Gefährten im Frühsommer des Jahres 2000 hat Friederike Mayröcker den Schmerz des Verlustes in einer stillen und zugleich leidenschaftlichen Todesklage zu bewältigen versucht, die zu einem Gesang von berückender Intensität wird. In diesem Dokument von tapferster Zartheit ruft sie Erinnerungen an Erlebnisse der gemeinsamen Jahre auf, macht sich Offengebliebenes jäh bewußt, liest Jandls Texte neu. Vor einer plötzlichen und existentiellen Leere erschreckend, fragt sie nach Möglichkeiten und Weisen des Weiterlebens und
-arbeitens und hört nicht auf, zu einem Gegenüber zu sprechen. "Der Verlust eines so nahen Menschen, eines Hand- und Herzgefährten ist etwas ganz und gar Erschütterndes, aber vielleicht ist es so, daß man weiter mit diesem Herz- und Liebesgefährten sprechen kann nämlich weiter Gespräche führen kann und vermutlich Antworten erwarten darf. Einer einstmals so stürmischen Aura, nicht wahr. Jetzt gestammelt gehimmelt, und weltweit."
Zitat
"... ich schaffe mir Bücher an, die ich wohl kaum in der restlichen Lebenszeit werde lesen können. Aber ich besitze sie, ich kann sie berühren, darin blättern, schon blitzt die Erleuchtung. Ich lese wieder und wieder das zuletzt geschriebene Gedicht, falte es und lege es in meine Schultertasche, daß ich es immer bei mir tragen kann, in der Hoffnung, es bald durch 1 neues ersetzen zu können. [...] Ich lese Briefe an mich, manchmal sind sie wie erregende Botschaften, eben wie Bücher."

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