Eigentlich müsste ich offline gehen und nur lesen, lesen, lesen. Aber dann würdet ihr Autorinnen wie diese verpassen: Claire Etcherelli (11.01.1931 - 05.03.2023), die es erst im Monat ihres Todes in die deutsche Wikipedia geschafft hat. Allerdings nur mit ein paar wenigen Sätzen über ihr Leben. Ins Deutsche übersetzt wurden nur "Elise oder das wahre Leben" und "Clémence". Erschienen vor allem in DDR-Verlagen.
Die französische Schriftstellerin wurde in Bordeaux in ärmlichen Verhältnissen geboren. Der Vater wurde im Zweiten Weltkriegs von den Deutschen verhaftet und 1942 deportiert. Sie lebte beim Großvater im Baskenland und war neun Jahre jung, als ihr Vater hingerichtet wurde. Von der Mutter habe ich keine Informationen gefunden.
Die Regierung finanzierte ihre Ausbildung in einem schicken katholischen Internat in Bordeaux. Doch wegen der Klassenunterschiede fühlte sie sich hier nicht wohl und weigerte sich, ihr Abitur zu machen. Sie brach die Schule ab und heiratete mit 18 Jahren.
Claire Etcherelli arbeitete in den verschiedensten Betrieben, unter anderen in einem Automobilmontagewerk, einem Kugellagerhersteller und nach einem Klinikaufenthalt in einem Tourismusbüro, da sie keine schweren Arbeiten mehr machen konnte. 1975 dann begann ihre schreibende Tätigkeit als Redaktionssekretärin für die Zeitschrift Les Temps.
Zweimal war Claire Etcherelli verheiratet, auch die zweite Ehe hielt nicht. Sie ist Mutter von zwei Söhnen.
"Elise oder das wahre Leben" (1967) war ihr Debütroman. Fünf Verlage hatten ihn ausgeschlagen, bevor Éditions Denoël ihn veröffentlichte und für den sie dann den Prix Femina erhielt. 1970 wurde er auch noch von Michel Drach verfilmt. Im November 1967 erschien eine erste positive Rezension von Claude Lanzmann in Elle, gefolgt von einer zweiten von Simone de Beauvoir in Le Nouvel Observateur.
Die Literaturkritikerin Liz Heron sagte über den Roman: Etcherellis Roman ist bedeutsam, weil er die Spannungen und Widersprüche beschreibt, die das Pariser Leben für Elise, Etcherellis Heldin, Wirklichkeit werden lassen.
In all ihren Büchern erzählt Claire Etcherelli von Frauen aus der Arbeiterklasse und wie sie in den Städten ihr Leben meistern:
In A Propos de Clémence (Über Clémence) (1971) geht es um "die Schwierigkeit, sich selbst zu kennen und die Unmöglichkeit, eine andere Person zu kennen".
In Un Arbre voyageur (Ein reisender Baum) (1978) versuchen zwei Frauen, eine unkonventionelle Familie zu gründen, die keinen Patriarchen hat. Diesen Roman zu schreiben bereitete der Autorin das größte Vergnügen. In der Encyclopedia of Continental Women Writers, Volume 1 steht in einer Rezension zu lesen, dass es uns einen schönen, durchdringenden Bericht über das Leben gewöhnlicher, kluger, intelligenter und unauffällig sensibler Frauen der späten sechziger und frühen siebziger Jahre Frankreichs bietet.
1982 gab Claire Etcherelli noch eine Zusammenstellung poetischer Texte mit dem Titel Delirante (Delirious Woman) raus.
Bücher
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