Samstag, 14. August 2021

Tove Ditlevsen

Schreiben heißt, sich selbst auszuliefern, sonst ist es keine Kunst. Man muss das verschleiern, aber letzten Endes schreibt man doch immer über sich selbst.

Tove Ditlevsen, Kindheit


Tove Ditlevsen (14.12.1917 - 07.03.1976) entstammte aus dem Kopenhagener Arbeitermilieu des Stadtteils Vesterbro.

Sie ging mit vierzehn Jahren von der Schule ab, verließ mit siebzehn ihr Elternhaus und arbeitete als Dienstmädchen und Bürogehilfin. Schon während der Schulzeit schrieb sie Gedichte, für damalige Zeiten recht erotische Gedichte.

Ihr erster Ehemann war der Schriftsteller und Journalist Viggo Frederik Møller und er war dreißig Jahre älter als sie. Er veröffentlichte 1937 eines ihrer Gedichte in seiner Literaturzeitschrift Wilder Weizen. Im Jahr ihrer Hochzeit (1939) debütierte sie mit der Gedichtsammlung Pigesind (Mädchensinn).

Später folgten drei weitere Ehemänner: Ebbe Munk (1916–1970), mit dem sie eine Tochter hatte: Helle Munk (1943–2008); Carl T. Ryberg (1945–1950), mit dem sie einen Sohn hatte: Michael Ryberg (1946–1999); und Victor Andreasen (1951–1976), mit dem sie einen Sohn hatte: Peter Andreasen (geb. 1954).

Durch Carl T. Ryberg, Arzt von Beruf, geriet sie in eine der verhängnisvollsten Perioden ihres Lebens. Bei einer Abtreibung gab er ihr ein schmerzstillendes Mittel, von dem sie dann jahrelang abhängig war. Ihr vierter Ehemann Peter Andreasen half ihr, davon loszukommen.

Ihre Romane sind zumeist autobiografisch. Sie schreibt über ihre Jugend im Arbeitermilieu, das Scheitern ihrer Ehen, persönliche Krisen wie Selbstmordgedanken, Sucht, Entzug und Schwangerschaftsabbrüche.

Tove Ditlevsen schreibt über die Gefühlswelt und Schicksale von Kindern, Mädchen und jungen Frauen, wobei es fast immer um ihre eigenen seelischen Konflikte ihrer Kindheit und Jugend geht. Über ihre Kindheit erzählt sie hauptsächlich Negatives. Von der Mutter fühlt sie sich ungeliebt und sie dachte immer, sie sei ein ungewolltes Kind. Das löst Ängste aus.

Mein Verhältnis zu ihr ist eng, qualvoll und unsicher, und nach Zeichen von Liebe muss ich immer suchen. Alles, was ich tue, dient dazu, ihr zu gefallen, sie zum Lächeln zu bringen, ihren Zorn abzuwenden. Das ist eine mühsame Arbeit, weil ich gleichzeitig so viele Dinge vor ihr verbergen muss.

Aus: Kindheit

Als Erwachsene Frau focht sie einen inneren Kampf zwischen ihrer konventionellen Rolle als Ehefrau und Mutter und ihrem starken Wunsch zum Schreiben aus. Flucht vor dem Abwasch nannte sie es mal scherzhaft. Jedoch das Schreiben war noch mehr eine Flucht vor dem Leben.

Sie schrieb so offensichtlich über ihr Leben und ihre Beziehungen, dass sie später dafür harsche Kritik einstecken musste. Andererseits war sie mit ihren Erzählungen, Romanen und Gedichten immer eine beliebte Schriftstellerin. Dazu trug wohl auch bei, dass sie geschickt mit den Medien umgehen konnte. Unter anderem war sie die "Briefkastentante" von Dänemarks bekanntesten Illustrierten.

Die norwegische Liedermacherin Kari Bremnes produzierte 1987 ihre erste CD mit Vertonungen von Ditlevsens Gedichten.

Am 8. März 1976 fand man ihre Leiche; Tove Ditlevsen starb durch eine Überdosis Schlaftabletten. Es war für sie der letzte Ausweg aus einer unerträglich gewordenen Wirklichkeit.

Ihre letzte Ruhe fand sie auf dem Vestre Kirkegård in Kopenhagen neben ihrem Sohn Michael Ryberg, der 1999 bei einem Autounfall starb.

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